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Berlin: Goldrausch auf der Museumsinsel

Am Wochenende wird der Tresor des Münzkabinetts für Besucher geöffnet

Handwerker und Restauratoren haben im Bodemuseum noch für zwei Jahre das Sagen. Für 170 Millionen Euro wird seit 1998 der vor einhundert Jahren als Kaiser-Friedrich-Museum eröffnete Kuppelbau von Dach bis Keller saniert. Ins Souterrain ist jetzt als erstes das Münzkabinett zurückgekehrt. Vor 400 Jahren von den brandenburgischen Kurfürsten angelegt, wuchs die Sammlung dank staatlicher Zuwendungen und privaten Mäzenatentums zu einer der weltweit führenden numismatischen Kollektionen.

Für 5,5 Millionen Euro wurde die aus der Kaiserzeit stammende Einrichtung restauriert. Gestern führte Kabinettdirektor Bernd Klugs durch die nach frischer Farbe riechenden Räume im Souterrain des Bodemuseums. Zur Hundertjahrfeier des Hauses verspricht der Direktor am Sonnabend und Sonntag „ein Jahrhundertereignis – die erste und einmalige Öffnung unseres Tresors für das Publikum“.

Kluge hofft auf großen Andrang und damit zugleich, „dass das Kabinett, das ja nicht so sehr im Rampenlicht wie andere Sammlungen der Staatlichen Museen steht, der größeren Öffentlichkeit bekannt wird.“ Denn normalerweise verirren sich nur Forscher und Sammler in das Kabinett, das über eine kleine Treppe rechts vom Haupteingang an der Monbijoubrücke betreten werden kann. In den vergangenen Jahren mussten Interessenten mit ihren Fragen ins Pergamonmuseum gehen, wo das Kabinett vorübergehend untergebracht war. Zu sehen ist eine Straße aus Gold und Silber. 1600 Jahre Geldgeschichte sind auf zahllosen Stahlschubladen versammelt, einige werden für das Publikum aufgezogen und können unter Glas eingehend betrachtet werden. Mitarbeiter des Kabinetts stehen, flankiert von Wachleuten, für Fragen nach diesem antiken Goldstück oder jenem preußischen Silbertaler zur Verfügung, und es können auch die Mechanismen des seinerzeit von der Firma Panzer AG Berlin gebauten Tresors bestaunt werden.

Vorn im Empfangsraum des Münzkabinetts sind am Wochenende kostbare Neuerwerbungen zu sehen. In Vitrinen liegen Raritäten aus der brandenburg-preußischen Münz- und Medaillengeschichte aus, die dem Kabinett bisher gefehlt haben. Die Gold- und Silberstücke kamen als Morgengabe des Kuratoriums Museumsinsel in die Sammlung. Zu den Neuerwerbungen zählt auch eine Kollektion seltener Porträtstiche berühmter Münzforscher. Die 500 Bilder sind ein Geschenk des Ehepaars Erivan und Helga Haub ebenfalls zum Wiedereinzug des Kabinetts ins Bodemuseum. Die beiden Mäzene haben der Sammlung überdies 100000 Euro gestiftet. Damit kann das Münzkabinett weitere Neuerwerbungen tätigen.

Neben der Besichtigung des Großen Tresors bieten die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz am 23. und 24. Oktober von 10 bis 18 Uhr einen Rundgang durch das Bodemuseum an, wo über die Geschichte des Bauwerks und die Instandsetzungsarbeiten informiert wird. Am Sonntag gibt es im Pergamonmuseum gegenüber von 11 bis 16 Uhr einen Vortrag über die Sanierung des Bodemuseums und seine künftige Nutzung.

Helmut Caspar

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