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Gottesdienst in Alt-Reinickendorf: Den Frieden weitergeben

Der Ostermontag ist ein undankbarer Tag für einen Pfarrer: Beim Regionalgottesdienst der Kirchengemeinde Alt-Reinickendorf war Pfarrer Burkhard Bornemann ganz allein.

Ganz allein stand Pfarrer Burkhard Bornemann gestern vor dem Altar des Lutherhauses in der Baseler Straße in Reinickendorf. Nur der Reporter war gekommen, von der übrigen Gemeinde keine Spur, der kleine Stuhlkreis blieb leer. Der Ostermontag ist ein undankbarer Tag für einen Pfarrer: Familien machen Ausflüge oder sind verreist, und viele von denen, die am Sonntag noch die Kirchenbänke füllten, schliefen gestern lieber aus.

Da war es gut, dass die Kirchengemeinde Alt-Reinickendorf vorgesorgt hatte: Im Lutherhaus und in der Evangeliumskirche am Hausotterplatz sollten gestern nur Andachten stattfinden, gefolgt von einer Prozession zur mittelalterlichen Dorfkirche und einem gemeinsamen Regionalgottesdienst. Doch zu zweit macht eine Prozession nur wenig Sinn: Nach einem Osterhymnus im Duett kam die Osterkerze in den Kofferraum, und es ging per Auto zur Dorfkirche, wo immerhin gut 60 Menschen warteten. Ohne Regionalgottesdienst hätten sie sich auf drei Kirchenräume verteilt. So erklangen lautstark die alten Osterlieder, ein Konfirmand wurde getauft, und Pfarrer Bornemann erinnerte an die Jünger in Jerusalem, die sich nach der Kreuzigung in einem Versteck versammelten. „Sie waren ein verschreckter kleiner Haufen“, sagte Bornemann. Doch dann trat der Auferstandene unter sie und sprach die Worte: „Friede sei mit Euch.“ Worte, die auch in Reinickendorf wichtig seien. „Wir haben keine Idylle mehr“, sagte Bornemann. Es gäbe Jugendgangs und Rockergruppen, Menschen zögen deswegen weg. Und nach dem Mord an Julien warnten Kita-Mitarbeiter, dass es in viel mehr Familien Gewalt gebe. „Schauen wir nicht weg“, sagte Bornemann. Die Kirchengemeinde engagiere sich bei „Laib und Seele“ und der Kirchenkreis werde demnächst Träger eines Nachbarschaftstreffs. Doch Christus habe jeden aufgefordert, seinen Frieden weiterzutragen. „Wir alle sind gefordert, uns in die Gesellschaft einzubringen“, sagte Bornemann. „Und ich wünsche mir, dass heute keiner aus diesem Gottesdienst geht, ohne zu fragen: Wo kann ich den Frieden weitergeben.“

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