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© D. Spiekermann-Klaas

Grabanlagen: Jüdischer Friedhof in Weißensee wird saniert

Der jüdische Friedhof in Weißensee soll Weltkulturerbe werden.

Eingerüstete Grabstellen, dazu Handwerker, die auf Mauerkronen Sträucher beseitigen und so den Verfall meterhoher Wandgrabmäler aufhalten: Auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begannen jetzt umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Damit soll dieser „gute Ort“, wie die Juden ihre letzten Ruhestätten nennen, in einen Zustand versetzt werden, der die Chancen verbessert, dass einer der weltweit größten jüdischen Friedhöfe auf die Weltkulturerbeliste der Unesco kommt.

„Unsere Gemeinde ist dem Bund und dem Land Berlin sehr dankbar, dass sie sich so stark für die Erhaltung dieses Friedhofs engagieren“, sagte gestern die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, bei einer Besichtigung des Friedhofs, der mit seiner Ausdehnung von 40 Hektar der größte jüdische Friedhof in Europa ist. „Aber er ist auch ein Zeugnis jüdisch-deutscher Geschichte, und davon gibt es leider nach dem Ende der Schoah nicht mehr viele“, erklärte Lala Süsskind. Sie dankte Bund und Land für die Unterstützung: „Wir hätten das Geld nie gehabt.“ Finanziert wird die Sanierung der drei Meter hohen Friedhofsmauer auf einer Länge von 1000 Metern sowie einzelner kunstvoll gestalteter Wandgrabmäler mit knapp zwei Millionen Euro. Für die Arbeiten an der Einfriedung stehen vom Bund 995 000 Euro zur Verfügung, das Land Berlin hat sich zu der gleichen Summe verpflichtet.

Die zehn im Jahr 2010 zu restaurierenden Grabanlagen werden rund 280 000 Euro beanspruchen. Dafür wurden beim Bund 200 000 Euro beantragt, den Rest bringen das Land und die Jüdische Gemeinde auf. Bereits restaurierte Gräber wurden mit neuen Marmorplatten und zum Teil mit Goldinschriften versehen, „wir rechnen je Grab mit 30 000 Euro“, sagt Klaus von Krosigk. Berlins oberster Gartendenkmalpfleger bekennt: „Es macht Mut, wenn man sieht, wie schön es wieder wird“. Zusätzlich zur Mauer sollen jährlich zehn Grabstellen restauriert werden, seit 1996 wurden 60 Erbbegräbnisstätten vor dem Verfall bewahrt – ein kleiner Beitrag zu der Herkulesaufgabe, die dieses „Abbild jüdischen Lebens, jüdischer Kultur und Zeugnis der Geschichte Berlins“, wie Senatorin Junge-Reyer den Friedhof nennt, verlangt. Über dem Eingang an der Herbert-Baum-Straße 45 steht in goldenen Lettern: „Es kehrt der Staub zur Erde zurück wie er gewesen und der Geist zu Gott, der ihn gegeben.“ 1880 wurde der Friedhof gegründet, seither wurden hier 115 000 Menschen bestattet, es gibt 440 Grabstellen an der Friedhofsmauer und 3500 Erbbegräbnisstätten, viele wurden von renommierten Künstlern gestaltet. Laub liegt auf dem Efeu und bedeckt Reihengräber und die hohen Grabsteine – auch ein verwunschener Ort ist dieser Friedhof mit vielen prominenten Namen von Stefan Heym bis zu Theodor Wolff. In die Weltkulturerbeliste möchten übrigens auch die jüdischen Friedhöfe in Hamburg, Mainz, Wien und Prag. Einzeln – oder gemeinsam.

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