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Berlin: Graciano Rocchigiani: "Boxer am Boden, jutet Jefühl"

Im Ring musste Graciano Rocchigiani nicht allzu viele Prügel einstecken: 41 Siege, nur fünf Niederlagen, das ist eine gute Bilanz für einen Profiboxer. Rocchigiani, von allen Rocky genannt, belästigt seine Fans auch nie mit komplizierten Sätzen.

Im Ring musste Graciano Rocchigiani nicht allzu viele Prügel einstecken: 41 Siege, nur fünf Niederlagen, das ist eine gute Bilanz für einen Profiboxer. Rocchigiani, von allen Rocky genannt, belästigt seine Fans auch nie mit komplizierten Sätzen. "Boxer am Boden, jutet Jefühl", verkündete er mal, und damit war alles gesagt. Jetzt ist allerdings er der Mann, der am Boden liegt. Und ob der 37-Jährige nochmal aufstehen kann, bevor er endgültig ausgezählt wird, ist unklar. Denn Rocchigiani muss, im schlimmsten Fall, ein Jahr ins Gefängnis.

Amtsrichter Hartmut Hethey vom Landgericht Tiergarten fällte dieses Urteil. Der Profiboxer aus Berlin ist nur auf Bewährung in Freiheit, und gegen seine Bewährungsauflagen, fand Hethey, hat er einmal zu oft verstoßen. Der Amtsrichter leitet jene Abteilung, die Rocky zweimal zu Bewährungsstrafen verurteilte, er muss überwachen, ob der Boxer gegen die Auflagen verstößt.

Das leistete sich der Boxer zum Beispiel im August 2000. Da stoppte ein Straßengraben seine Autofahrt. Der Boxer hatte zwei Promille im Blut. 25 000 Mark Geldstrafe, ein Jahr Führerscheinentzug, entschied die Lübecker Justiz. Das war milde bei einem, der 1997 wegen Körperverletzung eines Polizisten und Beleidigung ("Advokatenscheißer") zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war. 1999 kamen vier Monate Haft auf Bewährung dazu, wegen Fahrens ohne Füherschein. Und nun noch zwei Promille, das war Amtsrichter Hethey zu viel. Dessen Urteil kann jetzt nur noch das Landgericht aufheben. Ansonsten: Gefängnis.

Rocky ist seit Jahren nie weit entfernt davon. Er ist der raue Kerl, der die Schattenseiten des Lebens verkörperte. Er drohte einem Journalisten Prügel an, schlug 1996 einen Hausmeister (vier Monate Haft auf Bewährung), und geriet 1988 in eine Schlägerei, bei der sieben Polizisten zu Boden gingen (Verfahren eingestellt gegen 26 000 Mark Spende). Die Kritik seines Fahrlehrers beendete er angeblich mit einer linken Geraden. Er war immer der Mann mit dem Schmuddelkind-Image. Eine Zeitlang verdiente er damit viel Geld. Als Boxen boomte, verkauften ihn Fernsehen und Manager als Gegenentwurf zum Helden Henry Maske.

Die Rolle ist nicht mehr gefragt, der Boxboom ist vorbei. Am 7. Juli soll Rocky in Berlin boxen, gegen Thomas Ulrich. Ein drittklassiger Kampf - wenn er stattfindet. Unwichtig verglichen mit einem anderen Kampf. Einer, bei dem das Landgericht Ringrichter spielt.

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