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Berlin: Gratulationsparcours mit Widerspruch

Walter Momper wurde zum 60. Geburtstag von Rot-Grün eingeholt

Von Sabine Beikler

Warten kann sehr unterhaltsam sein. Da lacht Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz mit Ex-SPD-Senator Peter Strieder, der wiederum plaudert mit CDU-Politiker Christoph Stölzl. Die lange Schlange der Gratulanten für Walter Momper, der am Montag 60 Jahre alt wurde, scheint nicht ein bisschen kürzer zu werden. Um viertel nach elf eilt Klaus Wowereit durch den Vorraum des Casinos im Abgeordnetenhaus, in der Hand eine grüne Tasche. Momper steht mitten im Raum und hört sich schmunzelnd die Glückwünsche der rund 250 Gäste an, die an ihm vorbeidefilieren. „Es ist rührend für mich, geb’ ich zu“, bedankt sich der Präsident des Abgeordnetenhauses bei vielen politischen Weggefährten. Und wird jäh aus dem zarten sentimentalen Anflug katapultiert, als ein Widerspruch ertönt: „Mitstreiterinnen, Herr Momper, nicht Mitstreiter!“

Dieser Zwischenruf von Anne Klein, unter Rot-Grün von 1989 bis 1990 AL-Frauensenatorin, wird mit viel Gelächter quittiert. Auch frühere Weggefährtinnen sind dabei: Michaele Schreyer, damals Senatorin für Stadtentwicklung und Umweltschutz und Sybille Volkholz, die frühere Bildungssenatorin.

Das sei damals schon „einmalig“ gewesen, erinnert sich SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller, an die Zeit mit acht weiblichen von insgesamt 13 Senatoren. Momper habe aber mitunter deutlich sagen müssen, „wo es lang geht“. Müller erinnert an dessen Engagement für Osteuropa und sein Interesse für Geschichte.

Von der SPD-Fraktion erhält Walter Momper eine Max-Liebermann-Biografie mit Original-Selbstbildnis. Klaus Wowereit glaubt in dem Parteifreund nach „stürmischen Juso-Zeiten“ allmählich „weise, milde Züge“ zu entdecken. Er überreicht dem Jubilar einen 1864 publizierten Band über 500 Jahre Berliner Geschichte.

Der Einladung sind die früheren Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, Klaus Schütz, Hanna-Renate Laurien, amtierende Senatoren und viele Parlamentarier gefolgt. Nur mit dem Überraschungsgast hat Walter Momper nicht gerechnet: Als sich das Casino schon leert, betritt Landwirtschaftsministerin Renate Künast im roten Hosenanzug den Raum. In ihrer Funktion als Agrarministerin hätte sie ihm sicher einen Riesen-Fresskorb mit einer großen leuchtenden „60“ mitbringen können. Aber da habe sie sich eines anderen besonnen. Walter Momper erhält von der Grünen-Politikerin eine gute Flasche Spätburgunder – und eine rot-grüne Birne. Seit den Koalitionsgesprächen 1989 hätten Birnen sie, die damalige Fraktionschefin der Berliner AL, immer an Momper erinnert. Der sei einmal zu einem Frühstück mit viel Obst erschienen und habe stoisch Birnen geschält, geviertelt und angeboten. „Da habe ich gesagt, ich glaube, die wollen wirklich mit uns.“ Walter Momper lacht gerührt.

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