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Berlin: Grau wie Schnee

Berlin versank im Matsch – und es gab überall Staus

Gestern früh noch überzog eine weiße Schicht die Stadt – kurz darauf gab es nasse Füße: Schneeschmelze in Berlin. Bis zu zwölf Zentimeter Neuschnee waren in der Nacht gefallen. Da es von drei Uhr nachts bis morgens um neun durchschneite, kamen BSR und Winterdienste kaum mit dem Räumen nach. Ab heute bringen Warmfronten mit bis zu acht Grad einen Hauch von Frühling in die Stadt.

Die BVG meldete bei den Bussen Verzögerungen von bis zu einer halben Stunde, Straßenbahnen stoppten bis zu zehn Minuten später an der Haltestelle. Vor allem SBahn-Kundschaft fröstelte in der Warteschleife, etwa an der Schönhauser Allee. Vielfach waren Weichen eingefroren, vier Linien betroffen. Auch Autofahrer hatten länger als sonst Leerlauf, weil Lkw ins Rutschen gekommen waren, sich Staus bildeten. Da viele ihren Fahrstil den Bedingungen angepasst haben, wurde die Polizei sogar seltener als üblich zu Unfällen gerufen.

Auf Nebenstraßen zeichneten sich noch tagsüber die Profile von Autoreifen ab. „Beim Räumen haben die Hauptstraßen Priorität“, sagt BSR-Sprecher Bernd Müller. Seit drei Uhr waren 550 Räumfahrzeuge mit Schaufeln unterwegs. Zudem schippten 1300 Mitarbeiter Fußgängerüberwege frei. Wie kann es trotzdem passieren, dass das Nordufer in Wedding oder die Lietzenburger Straße am Morgen so wirkten, als sei noch kein Handschlag getan worden? Müller: „Das muss schon wieder neu gefallener Schnee gewesen sein.“ In einigen Ecken der Stadt schienen Hausbesitzer indes nicht ihrer Räumpflicht nachgekommen zu sein – womöglich spekulierten sie darauf, dass alles wieder wegtauen werde. Nicht so die Mitarbeiter der Winterdienste. „Bei uns wurden die 300 Kräfte rechtzeitig informiert“, sagt eine Mitarbeiterin von Gegenbauer-Bosse. Dreimal öfter Alarm als üblich gab es bei den Wasserbetrieben. Wenn das Eis schmilzt, sackt der Boden zusammen, Erdverwerfungen sprengen die Leitungen, wie in der Colditzstraße in Tempelhof. Manche Berliner wunderten sich über den schmutzigen Schnee. „Es gab erhöhte Feinstaub-Konzentration“, sagt Luftgüte-Experte Hans-Jürgen Abraham. Kohleöfen-Ausstoß, Autoabgase – und verdreckte Luft aus Osteuropa. Sorgen müsse man sich nicht machen: „Vor 20 Jahren war die Luft im Winter immer so dreckig.“kög

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