zum Hauptinhalt

Berlin: Gretschka – ein Grützgericht gegen russische Kälte

Der Moskauer Landwirtschaftsminister Alexej Gordejew speist gern schlicht und deftig

Russland ist in diesem Jahr bei der Grünen Woche Partnerland. Täglich bis zum 22. Januar empfiehlt deshalb ein Kenner der russischen Küche, was man unbedingt probieren sollte.

Die Wahl fällt Alexej Gordejew nicht ganz leicht, man sieht es seinem verblüfften Gesichtsausdruck an. „Was man hier probieren sollte? Na, am besten alles.“ Den Vorschlag würden wir natürlich gerne aufgreifen, aber der russische Pavillon, den Gordejew gestern auf der Grünen Woche eröffnete, ist dafür einfach zu groß: 6000 Quadratmeter Fläche und damit die größte internationale Einzelausstellung. Herr Landwirtschaftsminister, Sie müssen uns schon ein bisschen bei der Auswahl helfen! Gordejew überlegt einen Moment. „Fangen Sie doch mit Pelmeni an“, schlägt er vor. Das sind mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen – sehr lecker, aber, Herr Gordejew, die kennt doch auch in Deutschland fast jeder. „Na dann“, fährt Gordejew fort, „probieren Sie doch ein paar Piroggen.“ Das wiederum ist herzhaftes Fettgebäck, das mit Pilzen, Kohl oder Fleisch gefüllt wird. Auch keine schlechte Wahl, aber auch nicht gerade die kulinarische Neuentdeckung der russischen Küche. Herr Gordejew, gibt es nicht etwas, das Ihnen selbst besonders gut schmeckt? Der Landwirtschaftsminister schmunzelt: „Ich persönlich mag es eher schlicht: Meine Lieblingsspeise ist Gretschka.“ Aha! Gretschka, das ist eine Art Grütze aus Buchweizenkörnern, die unzerkleinert gekocht werden. Grau-braun, weitgehend geschmacksneutral, aber sehr kräftigend. Eigentlich eher eine Beilage, die aber in kargen Sowjetzeiten auch mal als Hauptgericht herhalten musste. Genau das richtige für jemanden wie Gordejew: Als Kind von Rotarmisten wurde er 1955 in Frankfurt an der Oder geboren und absolvierte eine Musterkarriere in der sowjetischen Agrarverwaltung, bevor er unter Putin zum Landwirtschaftsminister avancierte. Wer es so weit bringen will, sollte sich mit großen Mengen Gretschka gegen die russische Kälte wappnen – und besonders gegen den scharfen Wind, der mitunter in der russischen Politik bläst. Vielen Dank für den Tipp, Herr Minister!

Zur Startseite