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Botschaft ohne Botschaft. Ein saniertes altes und ein neues Haus in der Hiroshimastraße sollen Griechenland repräsentieren. Doch seit 2012 tut sich hier nichts.

© Kitty Kleist-Heinrich

Griechische Botschaft in Berlin steht leer: Baufirmen streiten - auf Hellas und Pfennig

Griechenlands neue Botschaft in Berlin sollte Kosten sparen. Doch sie geriet wohl zu prächtig, und Baufirmen streiten sich. Darum steht sie seit Jahren leer.

Wir lieben die Griechen: für den Tzatziki, den Ouzo und die Peloponnes. Aber wehe, es geht ums Geld. Dann ist Berlin verschnupft: die Bundesregierung wegen der versickernden Milliarden zur Rettung des hellenischen Haushaltes und ein wenig auch das Land Berlin – und mit ihm der Bezirk Mitte. Denn im schönen Tiergarten, mitten im noblen Botschaftsviertel, steht die ewig unvollendete Botschaft der Hellenen immer noch leer. Im Jahr 2012 hatte der damalige Botschafter zwar gesagt, das Haus werde fertig, nämlich Anfang 2013 und „auf jeden Fall vor dem Berliner Flughafen“. Doch Letzteres ist heute, Jahre später, ungewiss.

Höchste Zeit für einen Ortstermin. Bauzäune versperren den Weg zum Gebäude an der Hiroshimastraße 11, dahinter orange leuchtende Propangasflaschen, palettenweise Granitplatten, aufgehäufte Pflastersteine, Papier und Bauschutt. Gelbe Dämmung quillt aus den Rahmen der grauen Metalltüren, graue Stromleitungen baumeln aus den Obergeschossen des Altbaus. Jahrelang war hier wohl niemand mehr. Gut gehalten hat sich dafür das Plakat mit der „3. Ergänzung zur Vorankündigung vom 26. 03. 2010“ vom Landesamt für Arbeitsschutz – „Ende der Arbeiten“ demnach: 06/2013. Drei Jahre ist das her.

Firma ging vor zwei Jahren pleite

Totes Kapital, seit drei Jahren, in denen die Griechen in Berlin die Unterbringung ihrer Repräsentanten, Botschafter und Gesandten wohl doppelt und dreifach bezahlen dürften: Am Leipziger Platz 8 befindet sich die Residenz des Botschafters, an der Mohrenstraße 17 die Konsularabteilung, in der Jägerstraße 54 die Botschaft – für sie alle wäre Platz im neuen Botschaftssitz. Beim Baubeginn vor sechs Jahren hatte der damalige Botschaftsrat dieser Zeitung gesagt, die Abteilungen der Botschaft seien sogar über insgesamt sieben Standorte verteilt, was im Monat mehr als 60 000 Euro koste.

Gerüchten zufolge soll ein Botschafter vor zwei Jahren in kleinem Kreise erklärt haben, Athen wünsche keinen Umzug in den sanierten Altbau mit angrenzendem Neubau, da die Pracht dieser Bauten die Position in den Verhandlungen über Hilfsgelder schwächen könnte. Neid wecken dürfte der sanierte Altbau allerdings bei den wenigsten, zumal dessen wohlproportionierte steinerne Würde arg beeinträchtigt wird von einem dazugestellten Neubau, der mit einem Kleid aus teils grauem Blech sich mit schnöder Büroarchitektur aus Berliner Randlagen gemein macht.

Die Firma, die die Botschaft bauen sollte, heißt Ergotelis. Bemerkenswert: Der gemeldete Sitz des Unternehmens ist zugleich die Adresse des Botschaftsgebäudes: Hiroshimastraße 11. Dort ist die Firma aber ebenso wenig zu finden wie im Handelsregister. Wirtschaftsauskunfteien wissen aber: Die am Amtsgericht Charlottenburg eingetragene Firma ging vor zwei Jahren pleite – ein Insolvenzverfahren eröffnete das Gericht mangels Masse nicht, soll heißen: nichts zu holen.

Kein Geld wird zur Fertigstellung fließen

Das gilt allerdings nur für die Berliner Niederlassung der Ergotelis, die in Athen ihren Hauptsitz hat und durchaus einen Namen im Lande. Diese wirbt auf ihrer Webseite mit vielfältigen Aufträgen vom Straßenbau bis zu Bürohäusern. Ein Anruf bei der griechischen Botschaft führt weiter: Gefragt nach den Ursachen für die ewige griechische Baustelle in bester Berliner Lage, heißt es, „gerichtliche Auseinandersetzungen“ zögerten deren Fertigstellung hinaus.

Und tatsächlich gibt es beim Kammergericht Berlin eine Auseinandersetzung zwischen einem staatseigenen Baukonzern mit Sitz in Athen und dem Ergotelis-Konzern am selben Standort: Es geht um die Zahlung von Geldern aus einer Bankbürgschaft. Pech nur, dass die Berliner Richter vor gut zwei Wochen das Urteil fällten, dass diese in Zusatzklauseln vereinbarten Bürgschaften unwirksam seien nach deutschem Recht. Kurzum, auch auf diesem Wege wird kein Geld zur Fertigstellung fließen.

Gut an dem schlechten Ausgang des Streits könnte sein: Wenn das Urteil erst mal feststeht, kommt oft Bewegung in eine Sache, weil auch die Unterlegenen die Hoffnung fahren lassen und gezwungenermaßen andere Quellen anzapfen müssen, um ihr Projekt fertigzustellen. Ob es dazu auch im Fall der ewigen griechischen Botschaftsbaustelle kommt, war vom Botschaftsrat am Wochenende nicht zu erfahren. Griechenland bleibt also ein Thema – im Großen wie im Kleinen.

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