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Berlin: Grieneisen hilft Aids-Verein: "Sozio-Sponsoring" ist im Kommen

Wirtschaft und Sozialwesen als Partner VON ANNETTE KÖGEL Berlin.Die Bewag fördert den Kreuzberger Kinderzirkus "Cabuwazi", Eis-Henning hilft dem autonomen Mädchenhaus, Grieneisen unterstützt die Aids-Hilfe - in Berlin schließen sich zunehmend soziale Organisationen und Firmen als Partner beim "Sozial-Sponsoring" zusammen.

Wirtschaft und Sozialwesen als Partner VON ANNETTE KÖGEL

Berlin.Die Bewag fördert den Kreuzberger Kinderzirkus "Cabuwazi", Eis-Henning hilft dem autonomen Mädchenhaus, Grieneisen unterstützt die Aids-Hilfe - in Berlin schließen sich zunehmend soziale Organisationen und Firmen als Partner beim "Sozial-Sponsoring" zusammen.Auf diese Weise versuchen Vereine und Projekte, Kürzungen der staatlichen Zuschüsse durch Finanzspritzen aus der Wirtschaft auszugleichen.Von der Partnerschaft profitieren auch die Unternehmen - als engagierter Sponsor verbessern sie ihr Ansehen in der Öffentlichkeit. Jüngstes Beispiel für die Kooperation von Wirtschaft und Sozialwesen: In Wedding wurde ein Projekt zum Recycling von Elektronikschrott für psychisch kranke Jugendliche auf die Beine gestellt.Der Unternehmerverein "wir" stellte 33.300 Mark für die Ausstattung der Werkstatt bereit, die Firma Bral (ALBA und Stadtreinigung) liefert den Elektronikschrott."Wir konnten unser Projekt realisieren und Kontakte zu Unternehmen knüpfen", lobt der Geschäftsführer von "Der Steg e.V.", Ernst Keim. Was in Berlin mit zunehmendem Erfolg praktiziert wird, hat seinen Ursprung in den USA - dort gaben Firmen nach Angaben des "U.S.News&World Report" 1994 über 6 Milliarden Dollar für karitative Zwecke.In Deutschland investierte die Wirtschaft im gleichen Jahr rund 200 Millionen Mark in "Sozio-" und "Umwelt-Sponsoring" sowie dessen Vermarktung: Vereinsautos tragen den Namenszug des Geldgebers, die Sponsorenschaft wird in Anzeigen oder auch im Briefkopf der Firma aufgegriffen. Rechnet man Kultur-Sponsoring (450 Millionen Mark) und Sport-Sponsoring (1,5 Milliarden Mark) hinzu, kommt man auf einen bundesdeutschen Sponsoring-Etat von rund 2,2 Milliarden Mark - Tendenz steigend."Auch wenn es bei Einzelunternehmen gegenläufige Tendenzen gibt - das Sozio-Sponsoring wird als ein Instrument der Marketing-Kommunikation künftig ausgebaut", sagt Werner Dierker, Sprecher des Deutschen Kommunikationsverbandes in Bonn.Reinhard Lang von der Berliner Arbeitsstelle "Fundraising und Sozialsponsoring" (Rufnummer 69008526) von Arbeiterwohlfahrt und Deutschem Paritätischen Wohlfahrtsverband im Sozialpädagogischen Institut bestätigt diesen Trend.Einige Beispiele: In Kreuzberg gründete sich jüngst der "Förderverein Kinder- und Jugendprojekte Kreuzberg e.V.", um nach Aachener Vorbild Sponsoren zu umwerben."Partner für Berlin", Firmen und Senatsverwaltungen sponsern den Fahrradverleih "Bike City" für langzeitarbeitslose Jugendliche.Der Firmenzusammenschluß "wir.Wirtschafts-Initiativen für Deutschland", dem etwa Daimler-Benz, Deutsche Bank und Siemens angehören, fördert neben dem Weddinger Projekt ein Dutzend Vereine in Ost-Berlin und den neuen Ländern. Das "Geschäft auf Gegenseitigkeit" bringt in Zeiten allgemeinen Sparzwanges zusätzliches Geld in die Kasse."Sponsoring wird staatliche Sozialausgaben aber niemals völlig ersetzen", ist Reinhard Lang überzeugt.Seit 1995 brauchen Vereine ihre Sponsorengelder nicht mehr zu versteuern; jetzt wollen auch die anderen Bundesländer nachziehen.Anlaß für diese Regelung war die Partnerschaft der Berliner Aids-Hilfe und des Softwarehauses PSI.Seit 1992 unterstützte PSI den Aidsverein mit rund 450.000 Mark jährlich."Sehr gute Zusammenarbeit", bilanzierte die Aids-Hilfe."Imagegewinn und Resonanz bei unseren Kunden waren riesig", lautet das Fazit der Softwarefirma.Dennoch ist nun Schluß mit dem Vorzeigeprojekt: "Schuld ist die allgemeine wirtschaftliche Lage.Bevor wir Mitarbeiter entlassen, streichen wir lieber beim Sponsoring."

ANNETTE KÖGEL

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