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Berlin: Grips-Theater nimmt sich das Thema Abschiebung vor

Die Bühne will zeigen, dass man helfen kann – wie im Fall von Tanja Ristic: Damit die junge Bosnierin nicht ausreisen musste, kämpfte ihre Schule für sie

Es gibt viele Schulklassen in Berlin, in denen Kinder sitzen, die keinen geregelten Aufenthaltsstatus haben, die nur geduldet sind. Und es gab immer wieder Klassen, aus denen Kinder mitten am Tag verschwunden sind – weil die Polizei sie abgeholt hat, um sie ins Abschiebegefängnis nach Köpenick zu bringen. Für die betroffenen Schüler ein unerwarteter Schlag, aber auch für die Lehrer, Schulleiter und Mitschüler eine erschreckende Erfahrung. Was tun, wenn in der Pause ein ausländisches Kind abgeführt wird?

Diese Frage stellt man sich jetzt auch im Grips Theater. „Wir planen eine Schulaktion“, sagt Theaterpädagoge Philipp Harpain. Gemeinsam mit dem Flüchtlingsrat und der Lehrergewerkschaft GEW will man zwei Unterrichtsstunden konzipieren, die über Bleiberechtsfragen informieren sollen. „Hiergeblieben“ heißt das Projekt und es soll um den 5. April starten, den Tag, an dem 1992 die UNKinderrechtskonvention in Deutschland in Kraft trat. Laut Harpain leben rund 200000 ausländische Kinder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus in Deutschland.

Es war der Flüchtlingsrat, der die Idee an das Kinder- und Jugendtheater herangetragen hat. Der reagierte damit auf den Fall Ristic. Am 10. August war die 13-jährige Tanja Ristic aus dem Unterricht in der Neuköllner Fritz-Karsen-Schule geholt und ins Abschiebegefängnis nach Köpenick gebracht worden. In der Klasse des Mädchens wollte man das nicht einfach geschehen lassen – und organisierte spontan eine Bleiberechts-Aktion. Zum einen demonstrierten die Schüler vor dem Bezirksrathaus, außerdem schrieben sie Briefe an Politiker und mobilisierten die Medien. Der Aufruhr blieb nicht ohne Wirkung: Tanja und ihre Mutter konnten vorläufig in Berlin bleiben, sie sind immer noch hier (siehe Kasten).

Jens-Uwe Thomas vom Flüchtlingsrat sagt, man wolle Schülern und Lehrern zeigen, „dass man etwas erreichen kann, wenn man sich einsetzt“. Der Flüchtlingsrat hat die Polizeieinsätze in Schulen bereits wiederholt kritisiert. Noch befinde sich das Projekt in der Planungsphase, sagte Thomas, aber fest stehe, dass die Schüler dazu viel selbst beitragen sollen. Man werde beispielsweise auf „Ansichtskarten“ die Ansichten der Schüler zum Thema Bleiberecht sammeln.

Für die „Tanja muss bleiben“-Aktion erhielt die Klasse 8.3 im November den Mete-Eksi-Preis für engagierte Jugendliche. Die Schüler sollten ihren kritischen Blick gegenüber der Obrigkeit nicht verliehen, sagte die frühere Ausländerbeauftragte Barbara John bei der Preisverleihung.

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