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Berlin: Groß und Klein sollen an Grundschulen gemeinsam lernen Senator Klaus Böger weitet erfolgreiches Modell aus „Jahrgangsübergreifend Lernen“ fördert Begabungen besser

Was der guten alten Dorfschule recht war, ist immer mehr Berliner Grundschulen billig: Der gemeinsame Unterricht für Kinder unterschiedlichen Alters setzt sich zunehmend als Motor für überfällige Reformen durch. Im jetzt angelaufenen Schuljahr haben fünf weitere Schulen die Genehmigung erhalten, zwei bis drei Jahrgänge in Lerngruppen zusammenzufassen.

Was der guten alten Dorfschule recht war, ist immer mehr Berliner Grundschulen billig: Der gemeinsame Unterricht für Kinder unterschiedlichen Alters setzt sich zunehmend als Motor für überfällige Reformen durch. Im jetzt angelaufenen Schuljahr haben fünf weitere Schulen die Genehmigung erhalten, zwei bis drei Jahrgänge in Lerngruppen zusammenzufassen. Selbst eine flächendeckende Einführung der Jahrgangsmischung schließt die Senatsbildungsverwaltung nicht aus.

Bereits vor drei Jahren hatten acht Schulen in einem Schulversuch begonnen, das so genannte „Jahrgangsübergreifende Lernen“ (Jül) zu erproben. Die Grundidee ist, dass man auf diese Weise eher den unterschiedlichen Begabungen und Vorkenntnissen von Grundschulkindern gerecht wird. Die kürzlich vorgelegte Zwischenbilanz war so positiv, dass Bildungssenator Klaus Böger (SPD) einer Ausweitung des Schulversuchs zustimmte.

Ein Effekt der gemischten Gruppen ist, dass besonders begabte Schüler den Stoff der Klassen eins bis drei oder vier bis sechs in kürzerer Zeit durchlaufen können. Während normalerweise nur 0,05 Prozent der Schüler eine Klasse „überspringen“ können, sind es im bisherigen Schulversuch zwei Prozent gewesen. Andererseits können schwächere Schüler ein Jahr länger in ihrer Lerngruppe bleiben, also die Klassen 1 bis 3 in vier Jahren durchlaufen, ohne dass sie im herkömmlichen Sinne „sitzenbleiben“. Der deprimierende Wechsel in eine niedrigere Klassenstufe entfällt.

Der Unterricht altersgemischter Klassen gelingt, indem die Lehrer den Kindern auf völlig verschiedenen Niveaus Aufgaben stellen. Während also etwa ein „Erstklässler“ im Zahlenraum bis 20 rechnet, multipliziert sein älterer Nachbar vielleicht schon Hunderter. Ähnlich funktioniert das Prinzip im Deutschunterricht: Wer schon bei der Einschulung schreiben kann, bekommt eben die Aufgaben der Sieben- oder Achtjährigen.

Bildungsstaatssekretär Thomas Härtel (SPD) sieht viele Vorteile in diesem Schulversuch: Die Jüngeren werden durch den höheren Entwicklungsstand der Älteren angeregt; die Älteren wiederholen vor kurzem Gelerntes, indem sie den Jüngeren helfen; auch ein langsam lernendes Kind kann Helfer sein, indem es den jüngeren Kindern Dinge erklärt. Vor allem aber hebt Härtel hervor, dass die Lehrer bei diesem Schulversuch stärker gefordert sind, innerhalb ihres Unterrichts auf unterschiedliche Begabungen einzugehen. Dass es in diesem Punkt, also der „Binnendifferenzierung“, Nachholbedarf gibt, wird immer wieder angemahnt, wenn es um die Reform der Grundschulen geht.

Auch an den Oberschulen wächst das Interesse an „Jül“, berichtet Karin Dübbers von der GEW. Dass trotz der großen Nachfrage nur fünf Schulen jetzt dazukommen, liegt an den begrenzten Ressourcen. Denn im Finanztopf für den Schulversuch sind nur wenige Lehrerstellen, die etwa für kleinere Klassenfrequenzen und Fortbildungen genutzt werden. Diese Stellen müssen sich jetzt alle 13 Modellschulen teilen. sve

Diese fünf Schulen beginnen jetzt mit dem Schulversuch: Brüder-Grimm, Wilhelm-Hauff (beide Wedding), Grünauer und Grüne Trift-Schule (beide Köpenick), Pettenkofer (Friedrichshain).

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