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Berlin: Große Trockenzeit

Die Sommer mögen länger werden, die Freibäder machen trotzdem früher zu

Die Aussichten sind zwar nicht mehr ganz so prächtig, aber immerhin soll es auch heute wieder ein schöner Tag werden, mit bis zu 25 Grad. Badewetter. In Berlin haben neben dem Strandbad Wannsee (noch bis 30. September), auch einige privat geführte Freibäder wie die Strandbäder Grünau und Weißer See geöffnet. Aber das Badeschiff an der Treptower Arena wie auch die großen Sommerbäder, etwa das Kreuzberger Prinzenbad, sind schon geschlossen. Das ärgert die Schwimmfans. Sie fragen angesichts des stabilen Sommerwetters: Muss sich eine Stadt wie Berlin nicht ein zentral gelegenes Sommerbad leisten können, das bis Anfang Oktober geöffnet ist?

„Nein“, sagt Michael Schenk, Vorstand der Berliner Bäderbetriebe. „Wir können kein Sommerbad geöffnet lassen, weil wir das Personal für die Schwimmhallen brauchen“, erklärt er. Mit dem Ende der Sommerferien gehen die zurzeit 34 Hallenbäder wieder in Betrieb, damit Schulen und Vereine ihren Unterricht und ihr Training aufnehmen können. Um parallel ein Sommerbad weiter zu betreiben, müssten Aushilfskräfte eingestellt werden, „und dafür haben wir kein Geld“, sagt Schenk.

Ein Sommerbad zu betreiben, kostet nach Schenks Angaben zwischen 4500 und 5000 Euro pro Tag. Um die Kosten einzuspielen, müssten mindestens 1500 Besucher pro Tag kommen. „Das ist unrealistisch“, sagt Schenk. So viele Besucher zähle derzeit nicht einmal das Strandbad Wannsee. „Das ist mit Betriebskosten von 1500 bis 2000 Euro pro Tag aber wesentlich günstiger.“ Sommerbäder sind teurer, weil in den Becken das Wasser umgewälzt und geheizt werden müsse.

Hamburg und München leisten sich so etwas. Beispiel München: Die Stadtwerke betreiben dort den ganzen Winter über ein Freibad, mit 50-Meter-Bahn und Blubberbecken. Warum kann München, was Europas größter kommunaler Badbetreiber (so die Eigenwerbung der Berliner Bäderbetriebe) nicht kann? „Das erklärt sich durch die Betreiberstruktur“, sagt Schenk, „die Münchener Stadtwerke liefern den Bädern kostengünstig Strom und Wasser“. Die Berliner Bäderbetriebe müssen beides teuer bezahlen, wie jeder andere Kunde auch.

Bis vor einigen Jahren haben sich die Bäderbetriebe das trotzdem geleistet. Das Prinzenbad etwa hatte stets bis zum letzten Septemberwochenende geöffnet. Damals hatten die Bäderbetriebe auch noch mehr Geld, der Senatszuschuss hat sich seither fast halbiert, liegt jetzt bei rund 35 Millionen Euro pro Jahr. Auch deshalb war die Saison 2006 so kurz wie noch nie. Seit dem 3. September ist das Prinzenbad zu.

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