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Berlin: Großeinsatz am den Boxhagener Platz

Schon in der Walpurgisnacht rechnete die Polizei vor allem in Friedrichshain mit Krawall. Bis weit in den Abend hinein blieb es ruhig, dann kippte die Lage

Am späten Abend schien die Lage auf dem Boxhagener Platz plötzlich zu kippen: Das letzte Konzert der linken Kundgebung war gegen 22 Uhr beendet worden, und die Zuschauer schienen unschlüssig, wie es jetzt weitergehen sollte. Plötzlich flogen die ersten Glasflaschen und auch Plastikstühle, die Polizisten setzten ihre Helme auf, „Nie wieder Deutschland! Nie wieder Krieg“Rufe ertönten aus der Menge – eine bedrohliche Stimmung, die jederzeit umschlagen konnte in Gewalt. Irgendwo qualmte schon ein kleines Feuer. Pflastersteine wurden ausgegraben.

Der Nachmittag und der frühe Abend waren noch friedlich verlaufen – auf dem Mauerpark in Prenzlauer Berg, in den letzten Jahren zur Walpurgisnacht Ort massiver Krawalle; und auch auf dem Boxhagener Platz in Friedrichhain, der nach den Analysen der Polizei diesmal diese Rolle übernehmen könnte. Angedeutet hatte sich bis dahin aber nichts. Musik und Reden hatten sich auf der Kundgebung am Boxhagener Platz abgelöst, doch nun, kurz vor 20 Uhr, wurde der Ton deutlich aggressiver. Vom Lautsprecherwagen der Veranstalter, geparkt in der Grünberger Straße, hieß es plötzlich, man möge bei den Demonstrationen am 1. Mai den Protest auf die Straße tragen und auch „massiv“ auf das Kreuzberger Myfest gehen. „Möglich, dass es dann eine Spontandemonstration auf dem Myfest geben wird“, wurde angedeutet: „Dann ist das Myfest tot.“ Immerhin, so ergänzte ein Redner die Vorschau auf den Sonntag: „Kinder werden nicht gefährdet.“

Das Aggressionspotenzial schien mit Voranschreiten des Abends zu steigen. Dazu passte auch, dass die Polizei von rund 60 offenbar gewaltbereiten Personen erfahren hatte, die sich gegen 19 Uhr per Straßenbahn vom Mauerpark zum Boxhagener Platz bewegt hatten. Dies wurde als Hinweis gedeutet, dass es in diesem Jahr im Mauerpark ruhig bleiben und sich eventuelle Krawalle am Boxhagener Platz abspielen würden. Um den dortigen Lastwagen der Veranstalter, auf dem Bands spielten und Redner auftraten, hatten sich zu dem Zeitpunkt 1000 überwiegend jugendliche Personen versammelt. Um 20.30 Uhr ließ die Einsatzleitung die mitgebrachten Flutlichtbatterien einschalten – ein weiteres Indiz, dass nun die schwierigen Stunden kommen würden.

Schon am Nachmittag hatte die Polizei dort massiv Präsenz gezeigt. Um den Platz waren knapp 100 Einsatzfahrzeuge geparkt, ebensoviele konnte man am Mauerpark zählen. Über 4000 Beamte waren aufgeboten. Am Nachmittag ging es dabei am Boxhagener noch sehr entspannt zu, erst gegen Abend wurden die Straßen zum Platz abgeriegelt, und man kam nur noch nach Kontrollen durch.Teilweise konnten trotz der Kontrollen Flaschen eingeschmuggelt werden.

Auch im Mauerpark war es tagsüber sehr friedlich zugegangen, wenngleich ebenso mit strengen Kontrollen. Besonders Familien mit Kindern prägten nachmittags noch das Bild, abends wurden sie vor allem durch Jugendliche abgelöst, insgesamt etwa 700 Personen deren Alkoholpegel mit der Zeit deutlich stieg. Nach Rangeleien nahm die Polizei im Park drei Personen fest. ac, AG, Ha, mne

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