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Die Zahl der Einbrüche in Berlin ist 2012 im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen - von 1.912 auf 2.523 Delikte.

© picture alliance/dpa

Großeinsatz gegen Einbrecher: Die Polizei will ihre Taktik ändern

Exorbitant stieg die Zahl der Einbrüche in Berlin an. Nun will Innensenator Frank Henkel seine Taktik ändern: Man wolle sich auf Einbrüche konzentrieren - mit 150 Polizisten mehr als bisher. Polizeipräsident Kandt kündigte an, die Zusammenarbeit mit Bulgarien und Rumänien zu verstärken.

„Licht und Schatten“ sieht Innensenator Frank Henkel (CDU) in der neuen Kriminalstatistik. Gegen Brandstifter und Rocker sei es durch massiven Personaleinsatz gelungen, die Kriminalität „teilweise“ zurückzudrängen. „Der Vormarsch krimineller Strukturen ist gestoppt“, sagte Henkel zu den Berliner Rockerclubs. Im Jahr 2012 habe die Polizei 126 000 Einsatzstunden in diesem Milieu investiert. Auch gegen Gewalt im Nahverkehr sei die Polizei im Vorjahr durch immensen Personalaufwand erfolgreich gewesen.

Den Schatten sieht Henkel beim „exorbitanten Anstieg von Einbrüchen“, der „zutiefst verstörenden Gewaltbereitschaft“, die sich in einem deutlichen Plus bei Mord und Totschlag widerspiegele. Und Henkel nannte noch mehr Probleme. Mangels Personal „lassen sich Erfolge wie die gegen Rocker nicht vervielfachen“. Ähnlich formulierte es Polizeipräsident Klaus Kandt. „Die Personaldecke ist so dünn, dass nur sehr begrenzt Schwerpunkte gesetzt werden können.“

Henkel sagte am Montag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Jahr 2012, dass er 150 weitere Polizisten haben möchte. Darum will er bei den Beratungen zum neuen Doppelhaushalt streiten. Bekanntlich werden derzeit 250 neue Polizisten ausgebildet. „Die stehen nicht so schnell zur Verfügung, wie ich sie brauche“, räumte Henkel ein. „Die Polizei zehrt von der Substanz“, begründete der Senator den Vorstoß zu weiteren 150 Beamten.

Kriminalität in Berlin
Kriminalität in Berlin

© Tsp/Bartei Polizei

In diesem Jahr werde sich die Polizei auf Einbrüche in Wohnungen und Häuser konzentrieren. Erfolge wie gegen Rocker und Brandstifter „sind auch in diesem Bereich möglich“, sagte Kandt. Wie berichtet, war die Zahl der Einbrüche um fast zwölf Prozent gestiegen; im Jahr zuvor hatte es sogar ein Plus von 26 Prozent gegeben. Leitende Ermittler hatten schon 2011 zu bedenken gegeben, dass wegen der damals intensiven Fahndung nach Autobrandstiftern keine Kapazitäten gegen Einbrecher mehr frei wären. Der Schaden durch Einbrüche ist deutlich höher als durch brennende Autos. Der Gesamtschaden stieg im Jahr 2012 von 34,6 auf 41 Millionen Euro.

Der Anstieg ist nach Angaben von Kandt aber gebrochen: Im ersten Quartal dieses Jahres gab es keinen weiteren Anstieg bei Einbrüchen. Ein Erfolg der intensivierten Präventionsarbeit lasse sich an der steigenden Zahl der Versuche ablesen. Die beste Hilfe der Polizei sind aufmerksame Nachbarn. Kandt sagte, dass 67 Prozent aller Einbrecher durch einen schnellen Hinweis von Zeugen festgenommen werden konnten. Im Jahr 2011 habe die Quote bei 50 Prozent gelegen. Die Aufklärungsquote ist jedoch weiter gesunken und beträgt jetzt nur noch 6,5 Prozent. 2011 waren es 8,1 Prozent.

Im vorigen Jahr wurde im Schnitt in jede 174. Wohnung beziehungsweise in jedes 76. Einfamilienhaus eingebrochen. Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen ist von 771 auf 742 gesunken. Immerhin bringt die verbesserte Zusammenarbeit mit der Justiz mehr Härte gegen die Täter: 2011 wurden 55 Haftbefehle erwirkt, 2012 bereits 96. Das bedeutet aber auch: Die allermeisten erwischten Einbrecher werden wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei hat ein „verstärktes Handeln von reisenden Tätergruppen“ festgestellt. Doch festgenommen werden diese nicht: Die Zahl der Nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei diesem Delikt bei konstant 44 Prozent. Polizeipräsident Kandt kündigte an, die Zusammenarbeit mit Bulgarien und Rumänien zu verstärken.

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