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Berlin: Großfeuer in der Silvesternacht

Flammen zerstörten Weddinger Autoteilegeschäft „Tip“. Polizei geht von Brandstiftung aus

Am Neujahrsmorgen steht Michael Paul vor der Ruß geschwärzten Fassade des Wohnhauses in der Schulzendorfer Straße in Wedding und starrt auf die zerborstenen Scheiben seiner Wohnung im vierten Stock. „Was soll ich jetzt bloß machen? Das Feuer hat alles zerstört“, stammelt der 43-Jährige. Und dann fügt er hinzu: „Wie gut, dass ich Silvester bei einem Freund gefeiert habe und erst gegen 3 Uhr zurückgekommen bin. Vielleicht wäre ich sonst noch verletzt worden.“

Das siebenstöckige Gebäude an der Schulzendorfer Straße/Ecke Müllerstraße, in dem sich im Erdgeschoss eine Filiale des KfZ-Ersatzteilhandels „Tip Auto“ befand, hat in der Silvesternacht lichterloh gebrannt. Für die Feuerwehr war es der größte Einsatz im neuen Jahr. Zwölf Menschen wurden von der Feuerwehr über Drehleitern gerettet. Zehn von ihnen erlitten Rauchgasvergiftungen und ließen sich im Krankenhaus behandeln. Die Kripo geht nach ersten Erkenntnissen von Brandstiftung aus.

Es war gegen 0.50 Uhr als ein BVG-Busfahrer das Feuer bemerkt. Er alarmiert sofort die Feuerwehr und Polizei. Mit insgesamt zehn Löschfahrzeugen und knapp 140 Beamten rückt die Feuerwehr an, um die Flammen zu bekämpfen. Die zwölf Bewohner des Hauses, die zum Zeitpunkt des Brandes daheim Silvester feiern, werden mit Fluchthauben oder über eine Drehleiter ins Freie gerettet. Der „Tip Auto“-Handel im Erdgeschoss sowie die erste Etage brennen aus. Die Feuerwehr verhindert jedoch, dass die Flammen auf die anderen Stockwerke übergreifen. Doch allein schon durch die Löscharbeiten werden die Wohnungen in den oberen Stockwerken unbewohnbar. Gegen drei Uhr hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Die Kreuzung bleibt für den Verkehr bis zum Vormittag gesperrt.

Gestern Morgen haben ein Team der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes (THW) das Eckhaus mit Holzbalken stabilisiert. „Ein Statiker hat zunächst das Haus begutachtet. Es besteht Einsturzgefahr, deshalb mussten wir die Betonpfeiler im Gebäude sofort abstützen“, sagt ein THW-Mitarbeiter. Die Kripo konnte gestern noch keine abschließenden Angaben dazu machen, was genau die Brandursache war. „Zeugen haben aber bei Beginn des Brandes Leute flüchten sehen. Deswegen gehen wir erst einmal von vorsätzlicher Brandstiftung aus“, sagte ein Polizeisprecher. Auch, ob sich der mögliche Brandanschlag gezielt gegen den Auto-Ersatzteilhandel richten könnte, wollte die Polizei nicht kommentieren.

Ein Polizist an der Absperrung vor dem Haus erklärt Michael Paul, dass er in Begleitung der Kripo im Laufe des Tages noch einmal in seine Wohnung darf, „um wichtige Sachen herauszuholen“. Danach solle er sich beim zuständigen Polizeiabschnitt in der Pankstraße melden. Die Beamten hätten Kontakt zum Bezirksamt, deren Mitarbeiter Notunterkünfte vermitteln – für alle, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen.

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