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Die Flugrouten für den künftigen Großflughafen in Schönefeld stehen fest.

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Update

Großflughafen BER: Flugrouten für Flughafen Schönefeld stehen fest

Der Protest ist erfolglos geblieben: Startende Maschinen werden auch über den Müggelsee - und den Wannsee gehen. Das sind aber nicht die einzigen betroffenen Regionen.

Nach Tagesspiegel-Informationen hat das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) die von der Deutschen Flugsicherung (DFS) vorgelegten Flugroutenvorschläge im Wesentlichen akzeptiert. Offiziell veröffentlicht werden die Routen für den künftigen Großflughafen Schönefeld am morgigen Donnerstag.

Klar ist aber nun, dass der Protest der Müggelsee-Anwohner erfolglos geblieben ist: Da immer gegen den Wind gestartet - und gelandet - wird, überfliegen die Maschinen bei Ostwind den Müggelsee, wenn die Ziele im Norden oder Westen liegen. Zu diesem DFS-Vorschlag hatte es kaum eine Alternative gegeben, obwohl die Proteste rund um den Müggelsee sehr heftig waren und wohl auch bleiben werden. Klagen gegen die Route über den Müggelsee sind bereits angekündigt worden. Die Eröffnung des Flughafens wird damit aber nicht aufgehalten. Der Vorschlag, statt über den Müggelsee über die Gosener Wiesen zu steuern, hätte den Betrieb des Flughafens erheblich eingeschränkt, was die Flugsicherung für nicht vereinbar mit der erteilten Genehmigung zum Flughafenausbau hält. Und Flüge von startenden Maschinen über Erkner wollte man vermeiden, weil die Bewohner dort bereits von landenden Maschinen belastet werden. Doppelbelastungen durch Starts und Landungen sollten nach den Vorgaben der Fluglärmkommission allerdings vermieden werden. Dies haben die Flugsicherung und das BAF mit dem Überqueren des Müggelsees umgesetzt, der nicht unter 3500 Fuß (rund ein Kilometer) überflogen werden soll.

Wenn Maschinen bei Westwind von der künftigen Nordbahn starten, und ihre Ziele im Norden oder Osten haben, werden sie abdrehen und Stahnsdorf, Teltow, Kleinmachnow, Lichterfelde, Zehlendorf und Wannsee überfliegen, sobald sie eine Höhe von 5000 Fuß (1,5 Kilometer) erreicht haben. Über Wannsee müssen sie auf 8000 Fuß (2,4 Kilometer) gestiegen sein. Schwere Maschinen, die diese Höhen erst später erreichen sowie die Flüge in Richtung Westen führen hingegen südlich an Potsdam vorbei.

Auch bei den Starts von der Südbahn ist das Bundesaufsichtsamt bei den Vorschlägen der Flugsicherung geblieben. Beim Start nach Westen drehen die Piloten nach Süden ab, wodurch Blankenfelde etwas entlastet wird, und fliegen dann am Rangsdorfer See vorbei, einem Schutzgebiet für Vögel. Gegen diese Route ist bereits eine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht eingereicht worden, weil dieser Überflug ursprünglich nicht vorgesehen war. Auch eine EU-Beschwerde ist schon eingereicht worden.

Bei Ostwind sollen die Piloten, die nach Süden oder Westen wollen, bereits vor Zeuthen eine enge Kurve fliegen, um die Kommune nicht überqueren zu müssen. Nur Flugzeuge, die diese fliegerisch anspruchsvolle Kurve nicht schaffen, sollen Zeuthen überfliegen. Geprüft werden soll, ob Parallelstarts, wie sie in den Genehmigungsunterlagen für den Flughafenausbau eingezeichnet waren, möglich sind, was nach internationalen Vorgaben nicht zulässig ist. Da es in München dafür eine Ausnahme gibt, wird untersucht, ob das "Münchener Verfahren" auch am Flughafen Berlin Brandenburg praktiziert werden kann. Dann wäre die Kurve überflüssig und das Zentrum von Zeuthen würde trotzdem nicht überflogen. In München ist der Parallelflug allerdings erheblich kürzer als er hier wäre.

Sehen Sie hier, wie Berliner in den vergangenen Monaten gegen Flugrouten und Fluglärm protestierten:

Die Vorschläge der DFS waren auch vom Umweltbundesamt, das zuletzt ein Gutachten zu den Flugrouten veröffentlicht hatte, nicht grundsätzlich infrage gestellt worden. Das Umweltbundesamt kritisierte aber die geplanten Flugrouten über Wannsee und Müggelsee und auch das eingeschränkte Nachtflugverbot. Streit hatte es auch darum gegeben, dass das Bundesverkehrsministeriums zunächst eine Veröffentlichung der Studie unterbunden hatte. Später aber wurde sie dennoch veröffentlicht und auch online gestellt.

Sehen Sie hier, wie der künftige Großflughafen aussehen soll:

Beim Landen gibt es kaum Varianten, weil die Piloten rund 18 Kilometer vor dem Aufsetzen den Geradeauskurs erreicht haben müssen. Hier will die Flugsicherung aber versuchen, durch modifizierte Verfahren den Lärm zu verringern.

Der knapp 100 Seiten starke Bericht des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, der nach Tagesspiegel-Informationen zum Teil sehr kompliziert sein soll, weil er weit ins Detail geht, wird am Donnerstag zeitgleich zur Präsentation auf einer Pressekonferenz um 11 Uhr unter www.baf.bund.de veröffentlicht.

Tausende Berliner und Brandenburger hatten in den vergangenen Monaten gegen die Routenplanung und gegen Fluglärm protestiert. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte zuletzt beim Neujahrsempfang der Flughafengesellschaft in Schönefeld gesagt, dass „Beeinträchtigungen von Anwohnern unvermeidbar“ seien. Die Flugrouten gelten bis auf Weiteres, und werden nach einigen Monaten überprüft und gegebenenfalls geändert werden. Viel Spielraum bleibt bei der Lage des Flughafens, der von Siedlungsgebieten umgeben ist, allerdings nicht.

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