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Fußballfest. Auch in diesem Jahr sollen die Fans während der Europameisterschaft auf der Fanmeile der Straße des 17. Juni feiern können, so wie hier bei der EM 2008. Foto: Breloer/dpa

© dpa

Großveranstaltungen: Anpfiff für die Fanmeile

Auch die EM 2012 wird auf der Straße des 17. Juni gefeiert – womöglich aber nicht am Brandenburger Tor. Denn es gibt noch einen Standortkonflikt mit den Modenschauen der Fashion Week.

Die Fanmeile kehrt zurück. Aller Voraussicht nach wird zur Fußball-EM in Polen und der Ukraine wieder ein Fanfest auf der Straße des 17. Juni veranstaltet. Der neue Senator für Stadtentwicklung, Michael Müller (SPD), hat sich jetzt dafür ausgesprochen. Ab dem Viertelfinale könne er sich eine öffentliche Übertragung der Spiele vorstellen, sagte Müller. Visit-Berlin-Chef Burkhard Kieker begrüßt die Initiative. Fernsehbilder jubelnder Fans vor der Kulisse des Brandenburger Tors seien für die Stadt „von großem Wert“, sagt der Hauptstadtvermarkter. Nach 2006, 2008 und 2010 wäre es die vierte Fanmeile in Serie.

Die Initiative für eine Live-Übertragung der Europameisterschaft trifft auf eine aktuelle Debatte über die Kommerzialisierung des wichtigsten Berliner Baudenkmals. Viele Ästheten und Kulturgänger der Stadt empfinden die diversen Spektakel rund um das Tor als unwürdig. „Man muss von Fall zu Fall entscheiden, was der Ort verträgt“, sagt Müller. Und Kieker glaubt, die Genehmigungsbehörden – das machen Bezirk Mitte und Senat gemeinsam – hätten bisher ausreichend „Feingefühl“ im Umgang mit dem Brandenburger Tor bewiesen. Laut Senat werden von 150 Anfragen im Jahr nur 20 positiv beschieden.

Für die Fanmeile gebe es noch keine Zusage, heißt es aus der Stadtentwicklungsverwaltung. Es würden allenfalls Standorte geprüft. Dennoch zweifelt niemand, dass die Straße des 17. Juni der einzig denkbare Ort ist. Hier wurde die Fanmeile zur Fußball-WM 2006 geboren und erlangte weltweiten Ruhm. Berlin als internationale Metropole fröhlich feiernder Menschen – dieser Imagegewinn füllt bis heute die Hotelbetten der Stadt. „Fanmeile“ wurde 2006 auch zum Wort des Jahres erklärt.

Allerdings ist noch nicht ausgemacht, ob die Meile 2012 visuell mit dem Brandenburger Tor verbunden wird oder wie 2010 eine zentrale Bühne an der Siegessäule erhält. Ein möglicher Veranstalter, Willy Kausch, plant mit der Siegessäulen-Variante, weil parallel vor dem Brandenburger Tor in einem großen Zelt die Fashion Week läuft. Die Säulenkulisse sei im Vergleich zum Tor aber nur die „zweitbeste Variante“. Die Standorte sollten besser getauscht werden, findet Kausch. Die Fanmeile sei nur zu den Deutschlandspielen in Betrieb. Außerdem stehe die zentrale Videoleinwand auf einem Lkw, der einfach wegfahren könne. Das Fashion-Zelt behindere dagegen dauerhaft die Sicht auf das Tor.

Dass die Fashion Week tatsächlich an den Großen Stern umzieht, ist allerdings unwahrscheinlich. Das prestigeträchtige Ereignis lockt viel Prominenz an und genießt die Unterstützung von Klaus Wowereit. Außerdem musste die Modeveranstaltung schon ihren bisherigen Standort Bebelplatz aufgeben.

Burkhard Kieker will sich in die Standortfrage nicht einmischen. Er hat weder mit einem großen Zelt voller VIP-Gäste, noch mit Videoleinwänden vor schunkelnden Fans ein Problem. Wer das Brandenburger Tor unverstellt betrachten möchte, könne sich ja von der Ostseite nähern. Kieker stört sich eher an Bierbikes und Darth-Vader-Schauspielern am Pariser Platz. Eine generelle Gefahr, das Tor könne zur Disneykulisse degenerieren, sieht er aber nicht.

Ob die vierte Fanmeile ein Erfolg wird wie ihre Vorgänger, hängt entscheidend von der Spielstärke der deutschen Nationalelf ab. Wenn das Löw-Team in der Vorrunde ausscheidet, könnte auch die Fanmeilensiegesserie beendet sein. Die Auslosung hat Deutschland zusammen mit Holland, Portugal und Dänemark eine starke Gruppe beschert. Dass es diesmal nicht klappen könnte, will offiziell aber niemand für möglich halten. Die EM beginnt am 8. Juni und endet am 1. Juli.

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