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Berlin: Gründervater Günther Tränkle

Kein schneller Brüter, aber eine Brutstätte für bahnbrechende Erfindungen und junge Spin-Offs, die daraus innovative Produkte machen, das ist das Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik in Adlershof. Der Name klingt so kompliziert wie die Projekte, an denen die 170 Mitarbeiter forschen und arbeiten.

Kein schneller Brüter, aber eine Brutstätte für bahnbrechende Erfindungen und junge Spin-Offs, die daraus innovative Produkte machen, das ist das Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik in Adlershof. Der Name klingt so kompliziert wie die Projekte, an denen die 170 Mitarbeiter forschen und arbeiten. Mikrowellentechnik und Opto-Elektronik sind die Schwerpunkte. Da geht es um Strukturen, die fünftausend mal dünner sind als ein Haar.

Umso bewundernswerter, wie bildhaft und verständlich der leitende Kopf des Hauses die Aufgaben des Instituts und die Projekte auch Laien beschreiben kann. Eben ein typischer Schwabe, klar, liebenswürdig und unprätentiös. Inventionen, sagt er, seien es, wenn aus Geld Wissen entsteht, Innovationen, wenn man aus Wissen Geld macht. Zum Beispiel mit Dioden-Lasern für DVDs, mit Mikrowellen-Bauteilen in Handys oder Flesch-Scannern, mit denen Gammelfleisch erkannt werden kann. Immer käme es auf die Geschwindigkeit an, mit der Erfindungen marktfähig gemacht werden.

Deutschland hat, meint der ansteckend motivierte Forschungs-Unternehmer, vor allem Chancen in weltweiten Nischenmärkten. Aber es gilt: Nicht lange reden, sondern machen, sonst haben die Asiaten oder die Amerikaner die Nasen vorn. Fünf Firmen sind in den 10 Jahren, in denen er das Institut nun leitet, schon aus dem Brüter hervorgegangen, vier davon am internationalen Markt erfolgreich. Sie heißen BeMiTec, eagleyard Photonics oder Tesag. Nur im Joint Venture Jenoptik Diode Lab GmbH ist er nicht selber auch als Gesellschafter tätig.

Das Geld, das Land und Bund in das Institut investiert haben und jährlich als Grundfinanzierung – rund neun Millionen Euro – geben, ist, so meint der Professur, der auch an der TU lehrt, bestens angelegt. Aus Drittmitteln und der industriellen Auftragsforschung kommen rund fünf Millionen Euro dazu. Das sollte in Zukunft noch mehr werden. Die Anwendungsfelder für das, was sie können, sind enorm vielfältig, ob in der drahtlosen Kommunikation oder in der Sensorik für Verkehr, für industrielle Prozesse oder in der Medizin. Sie denken an Laserzündkerzen oder die Behandlung von Tumoren. 2015 werden Laser aus seinem Haus uns den Merkur aus der Nähe zeigen.

Dann könnte der „Treiber“ noch in dem eindrucksvoll modernisierten – sicherlich wieder vergrößerten – Gebäude in Adlershof erfolgreich und mit noch mehr Mitarbeitern aus allen Teilen der Welt aktiv sein.

Der ehemalige Schüler aus Heilbronn – katholisch und Ältester von drei Geschwistern – sagt von sich zwar, „er sei überall ziemlich gut gewesen, aber nirgendwo überragend“. Aber sein Studium in Stuttgart und München genauso wie seine Promotion über Halbleiterstrukturen hat er bestens bewältigt. In seiner Zeit am Schottky-Institut an der TU München und am Fraunhofer-Institut in Freiburg hat er erfahren, dass Neues vor allem zwischen den Disziplinen entsteht.

In Berlin lebt der Junggeselle sehr zufrieden und „institutsnah“ an der Dahme in Köpenick.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Günther Tränkle (60), geboren in Bönningheim/Württemberg, ist Direktor des Ferdinand-Braun-Instituts für Höchstfrequenztechnik und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft

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