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© Thilo Rückeis

Grüne Woche: Halali in Halle 26a

Die Grüne Woche ist nicht nur ein Ort für Sammler, sondern auch für Jäger. Die haben ihr eigenes Revier.

Jördis Ilsch hält das Gewehr an die Wange gedrückt, ihr Becken hat sie seitlich nach vorne geschoben. Leicht geht sie in die Knie, zentriert das Ziel im Ringkorn ihres Gewehrs und atmet tief durch. Dann drückt sie ab. Der Schuss klingt wie ein freundliches Klatschen. Volltreffer: Das Wildschwein ist tot und die Anzeige vor ihr auf dem Bildschirm blinkt. Die 30-Jährige hat insgesamt 13 Schweine erlegt. Die Menge um sie herum applaudiert. „Dem René hast du es aber gezeigt“, frotzelt ihre Freundin. Der hatte zuvor nur drei Tiere erlegt. Kein Wunder. Ilsch ist Jägerin im Jagdrevier Herzberg in Brandenburg. Ihr Freund schießt nur via Spielkonsole. Im realitätsnahen Schießkino auf der Grünen Woche feilt er an seiner Technik.

Wer sich besonders für das Jagen und Angeln interessiert, der findet in Halle 26a das entsprechende Revier. Hier gilt: Drinnen erleben, was draußen los ist. Der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) präsentiert in einem weitläufigen Biotop die Tier- und Pflanzenwelt. Kinder können auf die Pirsch gehen, Naturrätsel lösen und zusammen mit ihren Eltern lebende Tiere wie Mufflons, Damwild oder gar Rentiere beobachten.

Für viele Naturbegeisterte ist das Jagen nicht nur ein Hobby, sondern Passion. „In Berlin gibt es zigtausend Jäger mit einem Jagdschein“, sagt Marc Franusch, Förster und Sprecher der Berliner Forsten. Etwa 100 Jäger mit mehrjähriger Erfahrung besäßen einen sogenannten Begehungsschein für den Berliner Staatsforst. „Hier müssen sich die Jäger mit der besonderen Situation im Ballungsraum auskennen. Hier muss beispielsweise auf die Menschen geachtet werden, die im Wald spazieren gehen.“

Köpenick, Pankow, Tegel und Grunewald sind die vier Berliner Jagdbezirke, die wiederum in 29 Bezirksforste unterteilt sind. Dort betreuen Förster die Jäger. Übergeordnet gilt für alle das Bundesjagdgesetz. Das Landesjagdgesetz regelt spezielle, regionale Besonderheiten. „Zum Beispiel die Schonzeit der Tiere oder hier in Berlin das Fütterverbot für Wildschweine. Von denen haben wir nämlich zu viele in Berlin. Die müssen sogar sehr dringend geschossen werden“, sagt Derk Ehlert, Wildtierbeauftragter des Senats. Da der Berliner Wald reich an Eichen und Buchen sei, gibt es selbst im Winter genug zu fressen. Dank Eicheln und Bucheckern stehen die Tiere gut im Futter.

Seit 2004 besitzt auch die Studentin Jördis Ilsch einen Jagdschein. „Ich versuche einmal die Woche jagen zu gehen. Im Winter darf man nämlich mehr schießen als im Sommer.“ Die 30-Jährige kennt die Vorurteile gegenüber Jägern: „Aber wir sind keine schießwütigen Irren.“ Auch der DJV will auf der Messe Aufklärung betreiben. „Jäger tragen eine große Verantwortung, sowohl dafür, was und wie sie schießen, als auch für die Artenerhaltung“, sagt Stephan Brühl vom DJV. Ein Jäger müsse regelmäßig an seiner Technik arbeiten. Doch genau wie Raser, werde es auch immer welche geben, die sich nicht an die Regeln hielten. Zusammen mit den Förstern, Jagdaufsehern und den Naturschutzverbänden sei es möglich diese Fälle zur Anzeige zu bringen. „Den Schuldigen wird dann der Jagdschein abgenommen.“  

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