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Landluft. Auf der Grünen Woche gibt es wieder jede Menge zu erleben . Heimliche Stars sind die Tiere, aber umlagert werden wohl auch die zahlreichen Lebensmittelstände wie die in der Brandenburg-Halle sein.

© dapd

Grüne Woche: Picknick unterm Funkturm

Mit Ziegenkäse gefüllte Krapfen und Pferderennen: Am Freitag eröffnet in den Messehallen die 76. Grüne Woche. Wir haben uns für Sie umgesehen.

Die Lust aufs Land liegt voll im Trend, jetzt kommt das Land in die Stadt: Zehn Tage lang gehören die Messehallen den Kühen, Schweinen, Traktoren – und hunderttausenden Besuchern. In den Messehallen unter dem Funkturm bietet die 76. Grüne Woche vom heutigen Freitag bis zum nächsten Sonntag (30. Januar) ein nahezu unüberblickbares Angebot.

Auf der weltgrößten Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau zeigen sich 1632 Aussteller aus 52 Ländern in 26 Hallen. Hinzu kommen mehr als 11 000 Tiere und nicht alle fallen einem zum Thema Landwirtschaft gleich ein: Molche sind da zu sehen, Rentiere, aber auch Schlangen, Vogelspinnen und das in den 1980er Jahren fast ausgestorbene Limpurger Rind in der Tierhalle 25. Die Schau „Jagd und Angeln“ verwandelt Halle 26a in ein Wald- und Wiesengebiet mit echten Elchen und Mufflons.

Aber es geht noch exotischer: Ruanda beispielsweise lädt ein zum Verkosten von gegrilltem Krokodil (Halle 8.2). Der afrikanische Staat ist das erste Mal dabei, ebenso wie Afghanistan. Am Sonntag wird der afghanische Wirtschaftsminister erwartet, um Spezialitäten wie mit Safran gefärbten Milchreis und Granatäpfel zu präsentieren (Halle 7.2a).

Beim Probefuttern durch die Welt können die Besucher wählen zwischen Ziegenkäse aus Ecuador (Halle 18), Bündnerfleisch aus der Schweiz (Halle 17) und thailändischen Curry-Cakes (Halle 8.2). Was in der Heimat hergestellt wird, zeigen 13 Bundesländer in der Länderhalle Deutschland 20: Es gibt beispielsweise Salzwedler Baumkuchen aus Sachsen-Anhalt zu testen, Mecklenburger Bauernsülze und geräuchertes Marlin-Filet aus Niedersachsen.

Als großer Bauernmarkt inmitten einer blühenden Obstplantage präsentiert sich die Brandenburghalle 21a mit 70 Ausstellern. Zu den Neuigkeiten zählen Gemüsebrot, mit Ziegenkäse gefüllte Krapfen, Schnaps mit Stücken einer Spreewaldgurke oder ein Gericht aus Straußenfleisch und Datteln.

Die Bauern erwarten an ihren Ständen viele „lebhafte Diskussionen über Dioxin in Lebensmitteln“. In Brandenburg sind alle Tests auf die Giftstoffe bisher negativ verlaufen, die Stimmung ist gut. Die Brandenburghalle gilt seit 1993 als die am besten besuchte Schau der Grünen Woche. Die Aussteller versuchen hier auch, Anregungen für einen Urlaub oder einen Ausflug aufs Land zu geben. In der Nachbarhalle 21b präsentiert sich der Kreis Potsdam-Mittelmark mit 44 Ausstellern, die vorwiegend aus Bad Belzig und Umgebung kommen.

Polen ist schon seit 1986 Stammgast auf der Messe und in diesem Jahr Partnerland. In Halle 11.2 haben die Bauern ausgebreitet, was die Woiwodschaften, die 16 polnischen Verwaltungsbezirke, zu bieten haben: vom elastischen Schafskäse Oscypek bis zu den Sankt-Martins-Brezeln mit weißem Mohn.

Wen nach der ersten Probierrunde ein schlechtes Gewissen plagt, kann gleich nebenan in der Bio-Markt-Halle 6.2a mit Fitnesstrainern ein paar Kalorien verbrennen – und sich anschließend bei einer Tasse Bio-Regenwald-Kaffee über fairen Handel und gesunde Ernährung aufklären lassen. Halle 3.2 hingegen gleicht einem riesigen Erlebnisbauernhof mit Mähdreschern und Getreidefeld, Schweinen und Kühen.

Anderswo werden Trends für die kommende Gartensaison vorgestellt. Wer möchte, kann gleich die Samen der Lieblingspflanze kaufen (Hallen 8.1, 9a–c, 10.1, 11.1). In Halle 4.2 dreht sich alles um nachwachsende Rohstoffe.

Zur Orientierung geben die Veranstalter auf ihrer Internetseite verschiedene Tourenvorschläge, inklusive zu veranschlagender Zeit und Länge. Für die fünf Kilometer lange Schlemmertour durch die Deutschlandhalle raten sie beispielsweise zu einem vollen Tag, das Gartenprogramm auf eineinhalb Kilometern soll hingegen nur drei Stunden dauern.

Auch in diesem Jahr erwarten die Veranstalter etwa 400 000 Besucher, von denen erfahrungsgemäß jeder voraussichtlich um die 100 Euro ausgeben wird. Messe-Chef Christian Göke nennt die Grüne Woche den „bedeutendsten agrarpolitischen Treffpunkt Europas“. Insgesamt 300 Tagungen und Konferenzen finden im Rahmen der Messe statt. Beim „Global Forum for Food and Agriculture“ diskutieren Politiker, Vertreter aus Wissenschaft und Land- und Ernährungswirtschaft.

Beim „3. Berliner Agrarministergipfel“ treffen sich beispielsweise am morgigen Sonnabend 50 Landwirtschaftsminister, parallel dazu läuft das Internationale Wirtschaftspodium zum Thema „Nachhaltige Wertschöpfungsketten“. Somit ist die Grüne Woche längst nicht mehr nur ein zehn Tage langes Probierfest – auch wenn die meisten Gäste genau deswegen hinfahren.

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