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Ex-Fraktionschef der Berliner Grünen: Volker Ratzmann.

© dapd

Grüner Ärger: Ex-Fraktionschef Ratzmann rechnet ab

Der Streit bei den Berliner Grünen nimmt kein Ende. Nun meldet sich der zurückgetretene Fraktionschef zu Wort und gießt neues Öl ins Feuer.

Der Scherbenhaufen bei den Grünen wächst weiter. Pünktlich vor dem Bundesparteitag veröffentlichte der kürzlich zurückgetretene Fraktionschef Volker Ratzmann eine Abrechnung mit den Parteilinken einschließlich Hans-Christian Ströbele und Wolfgang Wieland: Ströbele habe angesichts steigender Umfragewerte schon im Januar 2010 ohne Rücksprache „Renate Künast zur Spitzenkandidatin ausgerufen“ und dadurch mehr als eineinhalb Jahre vor der Wahl öffentlichen Druck erzeugt.

Wieland sei Ströbele „in gleicher Manier“ gefolgt. Gegenüber dem Tagesspiegel betonte Ratzmann, dass die Parteilinken im Bund dadurch nur profitieren konnten: Je nach Wahlausgang wäre die Realpolitikerin und Fraktionschefin Künast entweder ins Rote Rathaus eingezogen oder bundespolitisch geschwächt worden.

„Völligen Humbug“ nennt der Urgrüne und frühere Justizsenator Wieland diesen Gedanken. Es seien die Medien gewesen, die Ströbele und ihn nach Künasts Eignung für das Spitzenamt gefragt hätten. Da Ströbele und er auch nicht zu den Berliner Wahlkampfstrategen gehört hätten, sei es „gelinde gesagt grotesk, dass nun wir die beiden Hauptschuldigen für ein schlechtes Wahlergebnis sein sollen“. Zumindest das von Ratzmann als Anfang des Problems genannte Interview mit „Spiegel online“ vom Januar 2010 stützt allerdings dessen Darstellung. Denn darin bringt Ströbele Künast ungefragt ins Gespräch.

Zwar in Frageform, aber mit gleicher Härte geht Ratzmann mit den Linken aus der Berliner Fraktion um Dirk Behrendt ins Gericht. Ratzmann fragt, wie es passieren konnte, dass „eine kleine Gruppe“ ein innerparteiliches Wahlergebnis – gemeint ist die vom linken Flügel nicht akzeptierte Wiederwahl von Ratzmann und Ramona Pop als Fraktionschefs – derart infrage stelle und stattdessen die einflussreichsten Ämter „familiär verbunden werden sollen“ – nämlich in Gestalt von Behrendt als Fraktionschef und dessen Lebenspartner Daniel Wesener, der Landesvorsitzender der Berliner Grünen ist.

Ratzmanns bitteres Fazit lautet, Medien und Wähler hätten „uns gewogen – und für zu leicht befunden. Und wir sind es in Berlin, wie wir gerade sehen.“ Um dieselben Fehler künftig zu vermeiden, müssten die Grünen zu ihren Parolen mehr Inhalt liefern, etwa die oft zitierten „Schnittmengen“ mit anderen Parteien klarer definieren. Doch zurzeit dominiert der Blick zurück im Zorn.

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