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Berlin: Grünflächenämter holzen wieder

Nach dem Orkan kam der Sturm: Die Schäden werden beseitigt – auf Kosten der Pflege von Parkanlagen

Noch liegen in vielen Parks die zersägten Zeugen des Juli-Orkans. Seit dem Wochenende sind neue Sturmschäden zu beklagen, die von den Bezirken aus ihren knappen Etats beseitigt werden müssen. Zwar haben die Bäume in Berlins Straßen und Grünanlagen diesmal deutlich weniger gelitten, dennoch belasten die notwendigen Arbeiten erneut die Grünflächenämter. In Charlottenburg-Wilmersdorf, wo dem Orkan im Sommer etwa eintausend Bäume zum Opfer fielen, haben Bürger und Firmen rund 60 000 Euro für Neupflanzungen gespendet. 180 000 Euro hat der EU-Entlastungsfonds in Aussicht gestellt. Weitere 750 000 Euro an Sturmkosten fordert der Bezirk vom Senat als Ausgleich, sagt Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler. Bisher ist man mit entsprechenden Forderungen beim Senat abgeblitzt, so Mittes Grünflächenamtsleiter Harald Büttner. Diesmal sind die Schäden geringfügig, doch rund 200 000 Euro hat allein der Einsatz von Fremdfirmen im Sommer gekostet. Wege, Sport- und Spielplätze können deshalb nicht mehr gepflegt werden. „Wir sind völlig platt“, sagt Büttner. Dabei würden angesichts der Wirtschaftsflaute immer mehr Menschen ihre Freizeit in den Grünanlagen statt in den Kinos und Fitnesscentern verbringen.

„Wir haben noch nicht alle Schäden aus dem Sommer aufgearbeitet, da kam der nächste Sturm“, klagt Norbert Fußwinkel, technischer Leiter des Grünflächenamtes in Steglitz-Zehlendorf. Im Juli hatte es knapp 800 Bäume erwischt, am Wochenende stürzten „70 bis 80“ weitere um. „Hätten wir alle Aufträge an Fremdfirmen vergeben müssen, wären Kosten von rund 1,5 Millionen Euro entstanden.“ Ein Teil konnte durch das eigene Personal abgefangen werden, dafür blieben andere Arbeiten liegen. Zusätzlich wurden Sondermittel beantragt. „Unsere Jahresplanung ist völlig über den Haufen geworfen worden“, sagt Fußwinkel. Jeder Schaden belaste auch gerade wegen der notwendigen Neupflanzungen den knappen Etat, so Ingrid Kitzmann, Leiterin der Abteilung Grünflächen in Treptow-Köpenick. Waren im Juli 150 Bäume auf der Strecke geblieben, sind es diesmal nur 20. Auf Spenden wird kaum gehofft. „Wir waren im Sommer voll dabei“, sagt der Leiter des Reinickendorfer Grünflächenamtes, Rüdiger Zech. Bereits damals seien die meisten schwachen Bäume umgestürzt, danach habe man den Bestand noch einmal auf Schwachstellen kontrolliert. Diesmal gebe es überwiegend „vereinzelte Astabbrüche“, die Situation sei „erfreulicherweise nicht dramatisch“. Von Vorteil ist laut Zech auch gewesen, dass die Bäume bereits einen Teil ihres Laubs verloren hatten und dem Wind nicht viel Widerstand boten.

Grundstücksbesitzer müssen entwurzelte oder umzustürzen drohende Bäume auf eigene Kosten beseitigen lassen, wenn sie nicht über eine entsprechende Versicherung verfügen. Für Bäume mit einem Stammdurchmesser ab 25 Zentimeter oder einem Umfang ab 60 Zentimeter bedürfen einer amtlichen Fällgenehmigung.

Rainer W. During

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