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Berlin: Grünplanung mit Umsicht

Der Britzer Garten wird 20 Jahre alt. Das einstige Buga-Gelände ist bis heute wegen seiner Ruhe beliebt

Er wirkt vertraut wie der Tiergarten, stellenweise dicht bewachsen wie der Grunewald, und in wenigen Monaten wird er so bunt sein wie der Botanische Garten: Mit einer Sonderschau von rund 250 000 Tulpen will der Britzer Garten im nächsten Frühjahr sein 20-jähriges Bestehen feiern. Die Pflanzaktion hat jetzt offiziell begonnen. Eröffnet wurde der Garten 1985 als Berlins erste Bundesgartenschau (Buga). Ob es je eine zweite gibt, ist unklar. Hendrik Gottfriedsen, Chef der landeseigenen Grün Berlin GmbH, kann sich zumindest ein passendes Gelände dafür vorstellen: Das Flugfeld in Tempelhof. Auch die Buga 2005 wächst auf altem Flughafengelände – in München-Riem als Park eines neuen Stadtteils mit Wohnungen, Messe- und Gewerbeflächen.

Es sei keine Kunst, einen Park anzulegen, sagt Gottfriedsen, aber ein Problem, das Geld dafür zu bekommen. Dabei könne eine Buga durchaus helfen. Die 100 Millionen Euro teure Gartenschau sollte in den 80ern das Grün-Defizit von Neukölln, Tempelhof und Kreuzberg lindern. „Heute stehen wir eher vor dem Problem, zu viel Grün zu haben“, sagt der Grün- Chef. Das 100 Hektar große Gelände am Sangershauser Weg, Buckower Damm, Massiner Weg und Mohriner Allee war zuvor landwirtschaftlich genutzt, aber auch als Fläche für Kleingärten und Friedhof, sogar als Autobahn ausgewiesen worden.

„Eine Stadt wie Berlin, abgeschnitten von ihren traditionellen Naherholungsgebieten wie Müggelsee, Treptow und Potsdam, ist zu einer umsichtigen Grünplanung verpflichtet“, betonte der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen zum Buga-Start im April 1985.

Gottfriedsen war damals schon als technischer Leiter an der Planung beteiligt. Viele Perspektiven haben sich seither geändert, die Sicht vom Hügel auf den See mit dem Café ist beispielsweise von unerwartet hochgeschossenen Weiden beeinträchtigt. Bisweilen müssen Bäume und Sträucher gefällt oder gestutzt werden. Fast vergessen ist, dass nach Ende der Buga im Oktober 1985 – über fünf Millionen Besucher waren gekommen – der Nachfolge-Name „Britzer Garten“ noch nicht gefunden war. Zunächst sollte das Gelände „Erholungspark am Massiner Weg“ heißen. Auch war erst nicht an Eintrittsgelder gedacht (heute 2 Euro, ermäßigt 1 Euro), die sich als Gewähr gegen Vandalismus bewährt haben. Rund 3,2 Millionen Euro kostet der Park im Jahr, ein gutes Drittel spielt die Anlage selbst ein. An Wochenenden spazieren rund 10 000 Besucher übers Gelände, eine Million sind es im Jahr. Es kommen Schulklassen und Kindergärten und eine Besucherin hat sogar für ihren Liebling, den Schafbock „Bommel“, die Patenschaft übernommen. Besucher betonen immer wieder, dass sie die Geborgenheit des Britzer Gartens schätzen. Sie müssten hier nicht vor Radfahrern oder Hunden Angst haben, die Kinder könnten ungestört spielen oder herumlaufen. Das Freilandlabor Britz ist stadtbekannt wie der Garten ringsum, aber der Besuch ist noch immer eine West-Berliner Angelegenheit. Rund 72 Prozent der Gäste sind Neuköllner und Tempelhofer.

Anfang der 90er Jahre war mal eine zweite Buga geplant – als Innenstadt-Gartenschau. Ein Ausstellungebäude wurde am Humboldthafen errichtet. Es musste wieder abgerissen werden. Die Fläche am Lehrter Bahnof wurde für die Hauptstadtplanung gebraucht. Die Buga fiel aus.

Christian van Lessen

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