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Berlin: Grundschulreform: Deutsch, Mathe, Englisch getrennt nach Leistung

Schulsenator Klaus Böger (SPD) hat die Weichen für einen weiteren Schritt bei der Grundschulreform gestellt: Vom kommenden Schuljahr an soll in den fünften Klassen ein Drittel der Stunden in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache in zwei Niveaustufen unterrichtet werden. Die sechsten Klassen folgen spätestens im Schuljahr 2002/2003.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) hat die Weichen für einen weiteren Schritt bei der Grundschulreform gestellt: Vom kommenden Schuljahr an soll in den fünften Klassen ein Drittel der Stunden in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache in zwei Niveaustufen unterrichtet werden. Die sechsten Klassen folgen spätestens im Schuljahr 2002/2003. Das teilte die Senatsschulverwaltung am Dienstag mit.

"Die äußere Leistungsdifferenzierung ist ein wichtiger Baustein der Grundschulreform in Berlin", betonte Böger, der damit auch die Nachfrage nach einem vorzeitigen Wechsel auf die Gymnasien dämpfen will. Nach ausführlicher Diskussion mit allen Beteiligten werde den einzelnen Schulen genügend Freiraum eingeräumt.

Es bleibt deshalb den Schulen überlassen, in welchem Fach sie den Schwerpunkt bei der Differenzierung setzen. Insgesamt stehen 15 Wochenstunden - pro Hauptfach fünf - zur Verfügung. Es ist also denkbar, dass etwa in Deutsch drei Stunden, in Mathematik und Englisch je eine Stunde nach Leistung aufgeteilt werden oder in Mathematik und Deutsch je zwei und in Englisch nur eine. Die Gruppensplittung wird es in der ersten Fremdsprache bei den Fünftklässlern aber nur dann geben, wenn sie die Sprache schon seit der 3. Klasse lernen.

Über die Zuweisung zu den einzelnen Niveaustufen und einen Wechsel zwischen ihnen entscheidet die Klassenkonferenz unter Vorsitz der Schulleitung. Im Zeugnis soll nicht vermerkt werden, welche Niveaugruppe der Schüler besuchte, allerdings wird es wohl in das Grundschulgutachten einfließen.

Das jetzige Konzept unterscheidet sich erheblich von den bisherigen Plänen. Im laufenden Schuljahr konnten die Schulen auf freiwilliger Basis sogar alle Unterrichtsstunden in den Hauptfächern nach Leistung aufsplitten und nicht nur zwei, sondern sogar drei Niveaugruppen bilden. Daraufhin hatte es erhebliche Kritik von Seiten des Landesschulbeirats, der Gewerkschaften, vieler Schulen und des Grundschulverbandes gegeben, die zum Teil die sechsjährige Grundschule gefährdet sahen. Böger hat nun versucht, diese Kritiker zu beschwichtigen, indem er einerseits die Differenzierung auf ein Drittel der Stunden beschränkt und andererseits einräumt, dass Schulen mit überzeugenden Alternativkonzepten "Abweichungen" beantragen könnten.

Die entsprechende Passage des Rundschreibens ist allerdings derart schwammig formuliert, dass keine Schule weiß, ob ihr "Sonderweg" Chancen hat. Entsprechend ärgerlich reagieren die Schulleiter. "Wir wissen nicht, ob unser Konzept durchkommt", beklagt sich etwa Ellen Hansen von der angesehenen Werbellinsee-Grundschule in Schöneberg. Die Vorgaben seien viel zu ungenau. Zudem empfindet sie es als "Verantwortungslosigkeit" gegenüber den Schulen, dass sie von Jahr zu Jahr einem solchen "Wechselbad hoch 5" ausgeliefert würden: Etliche Kollegien hätten sich bereits voll auf Bögers ursprüngliches Konzept umgestellt. Ihre Erfahrungen seien gar nicht ausgewertet worden.

Die CDU begrüßte gestern die verbindliche Einführung der Leistungsdifferenzierung, sieht aber die Beschränkung auf ein Drittel der Stunden "skeptisch". Die Bündnisgrünen hingegen lehnen diesen Teil der Grundschulreform weiterhin ab und sind deshalb froh, dass wenigstens Abweichungen zugelassen werden sollen.

sve

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