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Der Leipziger Platz, Berlins berühmtes Achteck - rechts an der Straßenkreuzung wird bald gebaut.

© REUTERS/Hannibal Hanschke

Grundstück in Mitte: Der Leipziger Platz wird vollends zugebaut

Mitten in der Stadt läuft der Wettbewerb zur Bebauung des letzten freien Grundstücks - aber Wohnungen sollen nicht entstehen.

Dass dies eine Lage erster Güte ist, verrät schon die Reklame auf der wohl größten Werbetafel Berlins: Das neueste iPhone, ultrahochauflösende Fernseher, Zara – wer in Berlin cool sein will, wirbt hier. Bald ist es damit vorbei: Das wirklich allerletzte echte „Filetgrundstück“ im Herzen des neuen Berlin, Leipziger/Ecke Potsdamer Platz wird bebaut. Am 5. Juli tagt die Jury und kürt den Sieger aus der Handvoll auserlesener Architekten, die sich dem Wettbewerb stellten – kurze Zeit später sollen die Baukolonnen anrücken.

Dass es so lange dauerte – vor fünf Jahren kaufte die „F100-Investment AG“ mit Sitz in Luxemburg das seit 14 Jahren brachliegende Bauland – liegt an der Überarbeitung der Pläne. Wohnungen, die stadtweit fehlen und am Leipziger Platz überall sonst vorgeschrieben sind, wollte der Investor nicht errichten. Eine entsprechende „Befreiung“ rang er dem Senat ab. Dies bestätigten übereinstimmend ein Sprecher der Bauverwaltung und des Investors auf Anfrage.

Keine Innenhöfe, keine Wohnungen

Dass das Land großzügig seine guten Vorsätze über Bord wirft, rechtfertigt die Senatsverwaltung für Bauen mit dem Zuschnitt des Areals: Dieses sei zu schmal, um einen Innenhof zu schaffen, auf den die Wohnräume gehen, wie es bei den Nachbarhäusern der Fall ist. Wohnräume im „Vorderhaus“ mit Blick auf den Leipziger Platz seien niemandem zuzumuten: Zu viel Verkehr, zu viel Lärm, hier könne man ja nicht mal ein Fenster öffnen.

Und dann gebe es ja noch das Problem mit den Bahntrassen unter der Erde: S- und U-Bahnstrecken verlaufen unter dem Gebäude. Dass allerdings die künftigen Mieter der Büros auf den geplanten rund 8500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche durchgeschüttelt werden im Takt des Bahnfahrplans, damit ist wohl auch nicht zu rechnen – bei der Lage und den Mietpreisen von gewiss um die 50 Euro je Quadratmeter und Monat.

Wohnflächen rechnen sich einfach nicht

Büroflächen rechnen sich am Leipziger Platz halt wesentlich besser als das luxuriöseste Luxus-Loft. So gesehen ist das Entgegenkommen des Senats eine echte Befreiung für die „AG für Investitionen und Beteiligungen“, zumal diese das Gebäude nicht verkaufen, sondern als „Investment im Portfolio“ halten will, wie Eigentum im Finanzjargon so schön heißt.

So oder so – der Leipziger Platz wird durch den Neubau vollendet und das veranlasst den Sprecher der Bauverwaltung zum fast schon überschwänglichen Bekenntnis: „Wir freuen uns sehr!“

Zumal dieses Quartier auch ohne echte Berliner seine Bestimmung gefunden hat: Als Sehnsuchtsort shoppender City-Touristen, die sich in einer der Malls vom kalten Schauder erholen, den Mauer-Pfad und -Segment jedenfalls den Geschichtsbewussten unter ihnen über den Rücken gejagt haben.

Wo stattdessen in Berlin Wohnungen entstehen, lesen Sie hier.

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