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Spielwiese: So könnte das Ufergrundstück zwischen Jannowitzbrücke und Ostbahnhof nach dem Zuschlag für die Genossenschaft bald aussehen.

© Simulation: FSKA Architekten

Grundstücks-Streit: "Kater Holzig" setzt sich durch

Die Betreiber des "Kater Holzigs" haben in einem hochpolitischen Bieterverfahren das Spreegrundstück gekauft, auf dem die "Bar 25" stand. Die SPD fühlt sich dennoch getäuscht - und zwar von ihrem eigenen Senator.

In der jahrelangen Auseinandersetzung um eines der prominentesten unbebauten Grundstücke in Berlins Innenstadt gibt es offenbar ein glückliches Ende. Zumindest aus Sicht derjenigen, die auf dem Areal der einstigen „Bar 25“ zwischen Holzmarktstraße und Spreeufer westlich des Ostbahnhofs eine kreative, alternative und offene Nutzung gegenüber einer wirtschaftlich orientierten Hochhausbebauung bevorzugen. Denn in dem Verfahren, das zum Politikum wurde, setzte sich am Ende überraschend die alternative Genossenschaft „Holzmarkt“ mit dem höchsten Angebot durch.

Dahinter stehen die Betreiber des Clubs „Kater Holzig“, die zuvor die weit über Berlin hinaus bekannte „Bar 25“ betrieben hatten, außerdem die auf gemeinnützige Projekte spezialisierte Schweizer Pensionskasse „Abendrot“.

Am Dienstag unterzeichneten die Käufer den Vertrag über das 18 000-Quadratmeter-Areal mit der SpreeUrban-Entwicklungsgesellschaft, einer Tochter der kommunalen Stadtreinigung BSR, der das Grundstück gehört. Das bestätigten beide Seiten am Mittwoch. Am 17. Oktober soll der BSR-Aufsichtsrat das Geschäft absegnen, Vorsitzender ist Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD).

In den kommenden Jahren soll auf dem Grundstück ein Wohn-, Kultur- und Gewerbedorf wachsen, in dem neben Clubs, Studentenwohnungen, einem Hotel, kleinen Gewerbebauten und einer Kita auch ein großer, öffentlicher Park entstehen soll, wie Holzmarkt-Sprecher Simon Wöhr am Mittwoch sagte. In Kürze wolle die Genossenschaft einen Aufruf an Kreative, Kleinunternehmer und andere Interessierte starten, sich finanziell am Ausbau des Areals zu beteiligen. Denn auch wenn die Genossenschaft ein alternatives, von sozialen, ökologischen und kulturellen Idealen getragenes Projekt anstrebt – „unterm Strich muss es sich rechnen“, wie Wöhr sagt.

Die Grünen, die in Friedrichshain- Kreuzberg den Bürgermeister stellen und das Projekt seit langem unterstützen, begrüßten gestern „die Chance, eine Entwicklung des Grundstücks im Einklang mit dem Quartier zu entwickeln“.

Zu Kaufpreis und Investitionsvolumen wollte die Genossenschaft sich nicht äußern, ihr Sprecher ließ aber durchklingen, dass Berichte über ein Gesamtvolumen in Höhe von 50 Millionen Euro realistisch seien. Das hatte zuletzt unter anderem der „Spiegel“ geschrieben – unter dem Titel „Showdown an der Spree“.

Das Bar-25-Grundstück könnte als Präzedenzfall wirken

Zu einem politischen Machtkampf war die Auseinandersetzung um das attraktive Areal in den vergangenen Monaten vor allem in der Berliner SPD ausgewachsen. Aus Sicht vieler Genossen ging es um eine Schicksalsfrage der Stadtpolitik: Sollen öffentliche Grundstücke wie bisher – und wie vom Finanzsenator bevorzugt – an den meistbietenden Bewerber vergeben werden, oder soll derjenige mit dem besten Konzept den Zuschlag bekommen?

Das Bar-25-Grundstück schien der Präzedenzfall für den Konflikt. Parteichef Jan Stöß forderte die BSR dazu auf, das Grundstück der Holzmarkt-Genossenschaft zu geben und höhere Angebote zu ignorieren. „Dieses Grundstück ist nicht irgendein Ort, deshalb ist die anstehende Vergabe der richtige Anlass, mit der beschlossenen Neuausrichtung der Liegenschaftspolitik zu beginnen“, sagte er.

Dass sich bei dem am Schluss auf zwei verbindliche Angebote geschrumpften Bieterverfahren am Ende die Gruppe um die alternativen Clubbetreiber durchsetzte, überraschte gestern viele Sozialdemokraten. Die hatten sich ganz darauf eingeschossen, dass die Holzmarkt-Leute nur eine Chance hätten, wenn man ihnen beim Preis entgegenkäme. Nach Informationen der SPD-Baupolitikerin Iris Spranger habe es tatsächlich ein höheres Angebot eines eher kommerziell ausgerichteten Immobilienentwicklers gegeben. Das sei aber am Schluss durchgefallen, da der Bewerber Kosten für die Entwicklung des gekauften Bodens dem Land habe in Rechnung stellen wollen. „Das hat Nußbaum uns verschwiegen“, kritisiert Spranger den Finanzsenator. Sollte der Finanzsenator dies gewusst haben, „fühle ich mich von ihm hinters Licht geführt“, sagte Spranger am Mittwoch.

Nußbaums Sprecherin Kathrin Bierwirth wies die Kritik zurück. „Der Finanzsenator hat mit dem Verfahren nichts zu tun gehabt“, sagte sie. Die Verkaufsverhandlungen habe der BSR-Vorstand geführt, der Senator komme erst ins Spiel, wenn bei der von ihm geleiteten Aufsichtsratssitzung in zwei Wochen das Geschäft geprüft wird.

Die BSR und auch die Holzmarkt-Genossenschaft wollten sich zu den finanziellen Details mit Verweis auf das noch nicht offiziell beendete Bieterverfahren nicht äußern.

Das Genossenschafts-Konzept steht online unter www.holzmarkteg.de.

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