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Guggenheim Lab: „Auch die Gentrifizierung wird am Pfefferberg thematisiert“

Maria Nicanor leitet das Kuratorenteam des BMW Guggenheim Lab. Im Interview spricht sie über den Rückzug aus Kreuzberg und die Pläne, auch die Themen Gentrifizierung und Mietsteigerung ins Programm aufzunehmen.

Warum hat die Guggenheim-Stiftung trotz der Debatte in Berlin so lange geschwiegen?

Wir wollten keine Spekulationen befeuern, sondern erst mal die Vorbereitungen abschließen. Das Lab wurde stark politisiert. Was immer wir gesagt hätten, es hätte die Debatte weiter angeheizt.

Der Rückzug aus Kreuzberg hat viele überrascht. Drohungen mit Farbbeuteln sind in dieser Gegend nicht selten. Warum hat sich die Stiftung den Drohungen gebeugt?

Kreuzberg war der favorisierte Standort. Aber unter Polizeischutz eine Kulturveranstaltung abzuhalten, kann nicht funktionieren. Ich möchte niemandem ein kulturelles Projekt aufzwingen. Ich kenne den Stadtteil und seine Geschichte gut und war über diese Reaktionen nicht wirklich erstaunt. Das ändert im Übrigen nichts an meiner positiven Sicht auf Berlin.

Einige Politiker forderten, das Lab nach Lichtenberg oder Lichtenrade zu verlegen, also außerhalb des Zentrums. Wäre das eine Alternative gewesen?

Der Zeitplan ist sehr eng. Wir hatten den Pfefferberg schon in einer früheren Phase der Planung als Standort ausgewählt. Dort gibt es Freunde, die uns helfen. Einen anderen Standort zu suchen, hätte zu weiteren Verzögerungen geführt und einen Domino-Effekt ausgelöst, denn das Lab tourt ja noch durch andere Städte.

Viele Lab-Gegner kritisieren, dass ihre Probleme, also Gentrifizierung und steigende Mieten, nicht thematisiert würden. Im jetzt vorgestellten Lab-Programm tauchen diese Themen auch nicht auf.

Wir sind gerade dabei, das Programm zu ändern. Diese Themen werden auf jeden Fall eine Rolle spielen. Deshalb wollten wir ja auch nach Kreuzberg, weil die Probleme um Armut und die Entwicklung des Mediaspree-Gebiets sich dort häufen.

Das Lab wird nun drei Wochen weniger Zeit in Berlin verbringen. Das ist doch ein Verlust für die Stadt?

Wir werden das Programm etwas verdichten und restrukturieren. Viele Veranstaltungen werden außerhalb des Labs stattfinden, in anderen Stadtvierteln. Wir werden das Lab in den verbleibenden Wochen zum Erfolg führen.

Maria Nicanor leitet das Kuratorenteam des BMW Guggenheim Lab. Die Spanierin hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet seit 2005 für das Guggenheim-Museum New York. Das Interview führte Thomas Loy.

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