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Berlin: Gunter und drüber

"Bye, Bye" klingt besser als "Auf Wiedersehen". Oder "Tschüss".

"Bye, Bye" klingt besser als "Auf Wiedersehen". Oder "Tschüss". Gunter Gabriel empfindet das so. Irgendwie schwirrte ihm "Bye, Bye Love" von Simon & Garfunkel beim Texten durch den Kopf. Deswegen hat er sein neues Lied dann "Bye, Bye, Deutsche Mark" genannt. Ein Country-Blues-Abgesang auf die D-Mark.

Wenige Stunden vor ZDF-Live-Show am Donnerstagabend, die den gleichen Titel trägt wie Gabriels neuer Song, sitzt der 60-jährige Sänger mit der Reibeisenstimme im Foyer des Estrel-Hotels. Er trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Mag sein, dass er nervös ist, weil er gleich seinen Song in der Show zum Besten geben wird. Aber vor allem, weil er länger schon keine Interviews mehr hatte, ist er angespannt. Mit dem neuen Lied "kam auch wieder ein Plattendeal." Jetzt, ist er überzeugt, gehe es wieder aufwärts.

Gabriel plant, in einigen Monaten wieder nach Berlin zu ziehen. "Das waren meine besten Zeiten." Damals, als er bekannt war mit seinen Trucker-Songs wie "Er ist ein Kerl (30-Tonner-Diesel)", oder seinen Liedern für "den kleinen Mann" ("Hey Boss, ich brauch mehr Geld"). Dieses Bedürfnis, die Erlebnisse "der Leute von nebenan" in seine Songtexte zu packen, das habe er schon immer verspürt. Schließlich wisse der Arbeitersohn aus Westfalen, aufgewachsen "zwischen Reifen, Schrauben und Ölkanistern", wovon er singt. Mit dem Erfolg kam das große Geld. Und mit dem Geld kamen neue Freunde. Falsche Freunde, sei Gabriel heute klar geworden. Die hätten ihm Finanztipps gegeben, um dann nur in ihre eigene Tasche zu wirtschaften. Da stand er dann, der Gunter Gabriel, vor dem Scherbenhaufen seines Erfolges. "Ich flüchtete mich in Alkohol, sehr viel Alkohol, um all den Mist wegzutrinken", erzählt Gabriel offen.

Seit vielen Jahren ist er nun schon wieder trocken. In Hamburg lebt er auf einem Hausboot, weil das Plätschern des Wassers so ungemein beruhige und zudem einfach romantisch sei. "Nie wieder ziehe ich in eine Wohnung", stellt Gabriel klar. Deshalb lässt er sein Boot von einem Kapitän nach Berlin ziehen, "sobald ich einen geeigneten Lageplatz gefunden habe". Dahme, Spree, Havel: es gibt überall schöne Fleckchen. Spruchreif sei noch nichts. Doch nach Berlin zu ziehen, das sei eine ganz bewusste Entscheidung gewesen. "Vorher habe ich mich geschämt", gibt er zu, "ich wollte nicht als Verlierer in diese Stadt kommen, in der ich gewohnt habe, als ich erfolgreich war."

Kurz bevor er wieder fort muss, greift Gabriel nochmal zu seiner Gitarre und spielt im Foyer ein paar Strophen seines Songs. Seine Gitarre ist komplett mit D-Mark-Scheinen bedruckt. War die Idee der Plattenfirma.

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