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Michael Müller, 49, verließ die Gustav-Heinemann-Schule 1982 nach der Mittleren Reife und absolvierte eine kaufmännische Lehre, um die väterliche Druckerei zu leiten.

© Vieth-Entus

Gustav-Heinemann-Schule wird 40 - Michael Müller gratuliert: Kein Musterschüler, aber der "Herr Bürgermeister"

Die Gustav-Heinemann-Schule wird 40 Jahre alt. Ein Ehemaliger überbringt die Glückwünsche: Der Mann, der Klaus Wowereit beerben will, war als Schüler nicht gerade eine Leuchte.

Vor 34 Jahren war Michael Müller nicht so entspannt. Da hatte er das Gymnasium Steglitz gerade wegen schlechter Leistungen verlassen und sich in die Marienfelder Gustav-Heinemann-Schule gerettet. Hangelte sich mühsam durch bis zur Mittleren Reife. Aber jetzt ist er wieder da: Als Gratulant, als Senator für Stadtentwicklung – und als Anwärter auf den Posten des Regierenden Bürgermeisters.

Wo immer Müller, 49, in diesen Wochen auftaucht, merkt man, dass sich einiges verändert hat in der Wahrnehmung seiner Person: Seine überraschende Kandidatur gegen die Konkurrenten Jan Stöß und Raed Saleh hat die Aufmerksamkeit für ihn erheblich gesteigert, und es wimmelt nur so vor Anspielungen auf seine Ambitionen. Da trifft es sich gut, dass der Noch-Regierende an diesem Mittwoch die dänische Königin zu empfangen hat und Müller ihn bei seinem geplanten Auftritt an der Schule vertreten kann.

„Es war gewöhnungsbedürftig“, sagt Müller

„Ich habe gestern mit Klaus Wowereit zusammen gesessen“ – ein Raunen geht durch die Aula – „und es tut ihm richtig leid, dass er Ihnen heute nicht selbst gratulieren kann“, richtet Müller aus, bevor er an die leidenschaftlichen Diskussionen erinnert, die vor 40 Jahren um die Einführung der Gesamtschulen geführt wurden; und an die Anfangsprobleme in den lichtlosen Räumen des neuen fabrikähnlichen Gebäudes, das dann wegen Asbestbelastung abgerissen wurde. „Es war gewöhnungsbedürftig“, sagt Müller, der keinen Hehl daraus macht, dass er auf der Heinemann-Schule nicht mehr zum Musterschüler wurde. Was seiner Karriere aber nicht im Wege stand. Vielleicht werde die Gustav-Heinemann-Schule ja sogar „zum Sprungbrett für eine weitere Laufbahn“, mutmaßt Direktor Carsten Hintze im Hinblick auf Müllers Kandidatur.

Auch Lars Eidinger war Schüler der Heinemann-Schule

Als „Sprungbrett“ ist die Schule tatsächlich eine gute Adresse. Einer der erfolgreichsten Schauspieler Berlins, Lars Eidinger, feierte hier im Schultheater seinen ersten großen Bühnenerfolg. Und einer der wichtigsten Köpfe der Bildungsverwaltung war zehn Jahre lang Lehrer an der Marienfelder Institution: Siegfried Arnz würdigte die Schule am Mittwoch als ein „entscheidendes Flaggschiff“ der Berliner Gesamtschulen. Sie habe durch ihren Erfolg den Weg für die Sekundarschulreform mitgeebnet. Ein Sprungbrett eben.

Und dann halten noch mal alle die Luft an: Als Heinemanns Enkel auftritt und den „sehr geehrten Herrn Bürgermeister“ begrüßt. Aber das ist gar kein Versprecher, sondern protokollarisch korrekt, denn als Wowereits Stellvertreter trägt Müller den Titel ja schon jetzt zu Recht. Der Ex-Schüler, Senator und Aspirant auf das hohe Amt zuckt darum auch gar nicht zusammen, sondern bleibt ganz entspannt. Politik macht ihm eben mehr Spaß als Schule.

Zum 40-jährigen Schuljubiläum wird am Freitag, 15–19 Uhr, in der Waldsassener Str. 62 ein großes Schulfest gefeiert.

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