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Berlin: Gut geknallt

Das Ende einer Kultur: Die Dose ist reif fürs Museum

Dass die Deutschen aber auch immer gleich übertreiben müssen. Nur weil hierzulande gemacht werden soll, was in Schweden ganz selbstverständlich ist, dass nämlich jeder, der seine Dose nicht mehr braucht, diese in eine Schreddermaschine stecken kann und dafür auch noch Geld bekommt, nur deshalb also drehen alle durch: Verfassungsgericht! Ladenverbot! Wahnsinn! Dosenkönig Aldi will nur noch Flaschen verkaufen. Ganz egal? Von wegen! Das Ende einer Kultur ist nah.

Wie alles anfing:

In der Schule haben wir die Dose, damals mit Cola gefüllt, lieben gelernt. Kräftig von oben in ganzer Länge platt getreten, gab sie eine prima flitzende Scheibe zum Fußball spielen auf dem Hof ab; in der Mitte längs getreten, verhakten sie sich in der Turnschuhferse wie falsch getragene Sporen und gaben wunderbar schrillkratzenden Lärm ab.

Wie alles weiterging:

Irgendwann merkten wir, dass man Dosen auch mit Bier gefüllt bekam. Am besten sah Hansa aus: blau, mit einem Dreimaster drauf, immer leicht rostig am unteren Rand und fast umsonst, 29 Pfennig für 0,33 Liter, also gut punkig. Handwarm zischten sie bestens, und geknallt haben sie ja auch ganz gut. Palettenweise haben wir die Dinger aus dem Laden geschleppt. Was aus ihnen wurde? Wahrscheinlich ließen wir sie irgendwo auf der Straße liegen oder im Park und sind jetzt, 25 Jahre später, schuld an dieser Pfandgeschichte. Sorry!

Wie alles endet:

Heute gibt es ein paar Hansadosenbierfanseiten im Internet; die Jungs hängen bald an der Flasche. Bei Aldi hat sich Karlskrone durchgesetzt, der Achterpack 0,33 zu 1,79. Unser Tipp: Kaufen und einlagern. Das Deutsche Historische Museum zahlt bald Höchstpreise dafür. lom

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