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Berlin: Gut gelaufen

Nie nahmen so viele teil, nie war der Sieger so schnell. Veranstalter und Sportverwaltung wollen den Marathon auch 2004 als Zwei-Tage-Rennen

Von Katja Füchsel

und Annette Kögel

Zum Jubiläum purzelten die Rekorde: Noch nie haben beim Marathon so viele Sportler mitgemacht, noch nie lief der Sieger nach nur 2:04:55 Stunden durchs Ziel. Für Veranstalter Horst Milde vom SCC ist die Sache klar: „Auch 2004 soll es einen Marathon an zwei Tagen geben.“ Keine andere Sportveranstaltung hole so viele Touristen in die Stadt, befördere derart das Image Berlins. Auch Sportstaatssekretär Thomas Härtel sieht im Zwei-Tage-Marathon „riesige Chancen für die Stadt“.

Pünktlich um 9 Uhr hatten der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, den Startschuss für die 35 000 Läufer gegeben. Insgesamt nahmen an beiden Tagen 51 000 Aktive aus 91 Ländern teil. Schon am Vormittag liefen 6700 Mädchen und Jungen den Mini-Marathon über 4,2 Kilometer. Dann starteten die 126 Rollstuhlfahrer, auch 193 Power-Walker gehörten zu den Teilnehmern. Die mehr als 9600 Inline-Skater hatten die Marathondistanz bereits am Sonnabend hinter sich gebracht.

„Ich glaube, das wird ein wunderbarer Tag“, prophezeite Wowereit beim Start am Sonntag – und er sollte Recht behalten. Bereits am Morgen säumten Zehntausende die Straße des 17. Juni und heizten den Läufern mit Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln ein. Die große Begeisterung an beiden Tagen rechtfertige auch künftig eine zweigeteilte Veranstaltung, zumal die Citybereiche am Sonnabend verkehrstechnisch gut zu erreichen gewesen seien, sagte Staatssekretär Härtel gestern. „Ein Marathon-Wochenende lässt sich touristisch gut vermarkten und bringt viel für Gastronomie und Hotellerie.“

Am Sonntag ärgerten sich aber viele Läufer und Zuschauer über die weiträumigen Absperrungen rund ums Ziel in Tiergarten: Man musste lange Umwege hinnehmen, um zu den offiziellen Marathon-Treffpunkten und öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen. Nicht alle Läufer nahmen es so ernst wie die Profis: Einige waren für den Lauf in Kuhkostüme geschlüpft. Andere traten als Ernie und Bert auf. Richtig voll, aber auch ziemlich eng war es am legendären Anfeuerungspunkt Wilder Eber in Schmargendorf – den Platz erreichten die Läufer über die Lentzeallee. „Die alte Streckenführung über Unter den Eichen war viel besser, der Platz zum Anfeuern großzügiger“, meinte Familie Schramm aus Zehlendorf. Claus Achterberg von den Trommlern „Sapucaiu no Samba“ fand das auch: „Die kommen hier bei Kilometer 27 total frisch an.“ Aber wenn Läufer stehen bleiben und tanzen, „geht bei uns die Sonne auf“, sagt der Musiker. Letztes Jahr lag der Wilde Eber noch am psychologisch wichtigen Kilometer 35.

Wie im Vorjahr waren rund eine Million Zuschauer an der Strecke, ebenso viele Trinkbecher wurden bereitgestellt – und 204 000 Sicherheitsnadeln, 52 000 Startnummern und 95 Garderoben-Lkw. 5900 ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz. Außerdem standen über 50 Defibrillatoren für Wiederbelebungsmaßnahmen bereit. Zweimal mussten Läufer reanimiert werden – einer Höhe Kleiststraße, ein 40-Jähriger schwebt noch in Lebensgefahr. Die Feuerwehr brachte 84 Teilnehmer zur Behandlung ins Krankenhaus, 1202 Mal half unter anderem das DRK bei kleinen Problemen. Auch Rollstuhlfahrer hatten Pech. Zwei Mal gab es einen Platten, einer blieb in den Straßenbahnschienen hängen.

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