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Berlin: Gut speisen, viel spenden

Die Magnus-Hirschfeld-Stiftung lud zum Charity-Dinner ins Waldorf Astoria Um ein Thema kam auch diese Premiere nicht herum.

Eigentlich war es ja Wahnsinn, eine Charity-Tradition ausgerechnet an einem spannenden Fußball-Abend begründen zu wollen. Aber das Einladungskomitee für das erste große Dinner der Magnus- Hirschfeld-Stiftung ließ sich nicht beirren. Es blieb bei Samstagabend im Waldorf Astoria. Tatsächlich waren trotz der starken Konkurrenz die 150 Plätze zum Preis von je 250 Euro blitzschnell ausgebucht. Zwar hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in letzter Minute abgesagt, obwohl er die Stiftung sonst sehr unterstützt. Gekommen waren aber sein früheres Hamburger Pendant Ole von Beust, die überraschend jugendlich aussehende Entertainerin Romy Haag, Filmemacher Rosa von Praunheim, die Grüne Renate Künast, die Linke Gesine Lötzsch, der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, Agenturchef Axel Wallrabenstein und Schauspielerin Anouschka Renzi.

Um Fußball ging es in den Gesprächen natürlich auch. Die Stiftung engagiert sich laut dem geschäftsführenden Vorstand Jörg Litwinschuh „durch Forschung und Bildung für eine vielfältigere Gesellschaft, in der Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht mehr benachteiligt werden“. „Fußball gegen Homophobie“, lautet eines der wichtigsten Projekte. Frauen hätten weniger Probleme damit, sich als homosexuell zu outen. „Bei Männern sind die Ängste noch sehr groß“, sagte Litwinschuh.

Justizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger übernahm als Vorsitzende des Stiftungskuratoriums die Rolle der Festrednerin: „Sie setzen sich durch Ihre Anwesenheit für ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen ein“, lobte sie die Anwesenden für ihre gute Prioritätensetzung angesichts der starken sportlichen Konkurrenz. Homosexualität sei gerade auch im Leistungs- und Breitensport immer noch Tabu-Thema. Aus ihrer Sicht leistet die Stiftung „unschätzbare Dienste bei der Aufarbeitung der Geschichte der Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen und weist auf immer noch existierende Diskriminierung hin.“ Rund drei Jahrzehnte hatten Homosexuelle für eine solche Stiftung als Wiedergutmachung für das Leid im Nationalsozialismus gekämpft. Im November 2011 konnte sie mit 10 Millionen Euro vom Bund aus der Taufe gehoben werden. Für die wichtigen Aufgaben der Stiftung reiche dieses Vermögen aber nicht aus. Kreativität sei gefragt, auch deshalb habe man zum Dinner geladen, sagte die Ministerin.

Das Charity-Dinner war eingebettet in eine Reihe von Veranstaltungen. Dazu zählte vor zwei Wochen das Gedenken an den 80. Jahrestag der Zerstörung des damals fortschrittlichsten Sexualforschungsinstituts der Welt durch die Nazis. Und auch die am Montag im Wintergarten stattfindende Spendengala für eine Magnus-Hirschfeld-Gedenkstätte zählt dazu. „Wir sind gut befreundet“, sagte Litwinschuh, der auch die vom „Bündnis gegen Homophobie“ ausgerichtete Veranstaltung besuchen will.

Im Vorfeld sei er öfter gefragt worden, ob man homosexuell sein müsse, um an dem Fest teilzunehmen, erzählte der Gastgeber. Die Antwort lautete natürlich „Nein!“ Wo Vielfalt herrscht, gibt es Platz für alle. Sogar für Fußballfans. Denn natürlich konnten die Gäste zwischendurch im Salon mal am Fernseher verfolgen, was auf dem Rasen in Wembley so lief. Rosa von Praunheim, der schon zwei Filme über Hirschfeld gemacht hat, ließ das freilich kalt: „Für Fußball interessiere ich mich gar nicht.“

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