zum Hauptinhalt

Berlin: Gute Schwingungen

Massagegeräte aller Art stehen hoch im Kurs in der Wellness-Halle Gesundheit präsentiert sich bei der Grünen Woche als Boombranche

Der Körper und seine Bedürfnisse – überall auf der Grünen Woche stehen sie im Vordergrund, aber nirgends so sehr wie in Halle 2.1: Denn dort ruft die Wohlfühlmesse „Wellness Plus“ auf 6000 Quadratmetern zur totalen Entspannung auf.

Von bodenständig bis versponnen reicht das Angebot. Da ist der Naturmatratzenhersteller aus Bremen, der ausschließlich Stroh und Naturkautschuk verarbeitet. Da gibt es Infrarotkabinen, die ihre Insassen nicht nur mit Tiefenwärme verwöhnen, sondern auch farbige Lichtwellen pulsieren lassen und auf Kurortniveau getrimmte Luft verströmen. Da bietet ein bayrischer Fabrikant einen Allergiestaubsauger an, der („Weltsensation!“) gleichzeitig Reinigungswasser versprüht, Pollen aus der Luft saugt und Staubmilben aus Matratzen entfernt. Der Erfinder macht das gerne vor: Er schiebt die Matratze in einen Plastiksack, an dessen Öffnung der Sauger angeschlossen wird: „Wenn S ’ jetzt einschalten“, erklärt er in tiefstem Bayrisch, „wird das Spinnenvieh vakuumiert. Die Milben ersticken, die Eier platzen, fertig.“ Zwei Tanks hat das Gerät: einen für sauberes, einen für schmutziges Wasser. „Für die Frauen ist das natürlich super“, findet der Konstrukteur, „die kommen mit dem Dreckwasser gar nicht mehr in Berührung.“

Die deutsche Wirtschaft kränkelt, der Wellness-Bereich boomt: Knapp 35 Prozent Wachstum bescheinigt das Forschungsinstitut „Global Insight“ der Wohlfühlbranche in den letzten sechs Jahren. Erwacht vielleicht gerade in Zeiten sozialer Anspannung das Bedürfnis nach körperlichem Wohlsein? Die „Wellness Plus“ jedenfalls trägt dem Wachstum Rechnung: 2005 fand die Messe zum ersten Mal im Rahmen der Grünen Woche statt, in diesem Jahr beansprucht sie schon satte 64 Prozent mehr an Ausstellungsfläche.

„Mal kuscheln? Ist schön!“, ruft eine Ausstellerin quer durch den Gang – und streckt den Passanten ein mit Kräutern gefülltes Kopfkissen entgegen. Wer durch die Halle schlendert, wird auf Schritt und Tritt zum Anfassen, Ausprobieren, Entspannen und Mitmachen animiert. „Das Trend-Gerät der Saison“, versichert etwa eine Dame in Fitness-Kleidung, sei der „Flexi-Stab“: ein wabbliges Rohr mit Griff in der Mitte, das vom Benutzer durch Schütteln zum Vibrieren gebracht werden soll. „Das erzeugt einen Impuls im Kopf, der sich auf die Tiefenmuskulatur überträgt“, erläutert die Mitarbeiterin.

Omnipräsent sind Massage-Geräte: Es gibt Massage-Matratzen, -Sessel und -Matten, die einen von den Fußsohlen bis zu den Haarwurzeln gründlich durchwalken. Als Neuentwicklungen präsentieren sich der Massage-Hammer (versetzt dem Muskelgewebe magnetische Stöße) und das Yin-Yan-Kopfmassagegerät (stimuliert Nerven durch Punktvibration).

Die meisten Geräte gibt es zu „Messe-Vorzugspreisen“ zwischen 50 und 80 Euro. Etwas kostspieliger ist der „Chi Well Pointer“ für 696 Euro: ein kleiner Metallstift, der kosmische Chi-Energie auf einen stecknadelgroßen Punkt der Haut konzentrieren soll. Der Effekt ist: schmerzhaft. Was aber seine Richtigkeit hat, versichert der Verkäufer: „Das ist ihr eigener Schmerz, den muss das Chi erst mal beseitigen.“ Die Konstruktionsweise des Stäbchens sei im Übrigen „geheim“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false