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Berlin: Gute Viertel, schlechte Viertel

Wenn Kieze vom Niedergang bedroht sind

Der soziale Wohnungsbau zählt zu den Kuriositäten Berlins: Wer Hartz IV empfängt, kann sich viele dieser Wohnungen nicht leisten, obowohl die ursprünglich für Haushalte mit geringen Einkommen reserviert waren. Denn dafür reicht der sogenannte Regelsatz der „Ausführungsvorschriften Wohnen“ nicht: Dieser reicht für eine Warmmiete in Höhe von 360 Euro im Monat bei einem Haushalt mit einer Person. Für dieses Geld gibt es aber auch auf dem freien Markt kaum noch Wohnungen: Denn die Mieten steigen jährlich um zwei Prozent und die Nebenkosten im vergangenen Jahr sogar um zehn Prozent. Dagegen blieb der „Regelsatz“ fürs Wohnen bisher unverändert.

Ein Jahr zahlen die Ämter Berliner Hartz-IV- Empfängern auch höhere Mieten. Danach müssen diese aber in eine billige Wohnung umziehen. Für den Chef des Verbandes Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen ist diese Entwicklung verheerend: „Weil der Arbeitsmarkt in Berlin sehr schwierig ist, kann man schnell in Hartz IV hineinrutschen“, sagt Ludwig Burkardt. Wenn jeder zum Umzug gezwungen werde, den dieses Schicksal treffe, sei die soziale Ausgrenzung programmiert.

Eine „Entmischung“ der Stadtteile nennen Städteplaner, was dann folgt: Wer reichlich verdient, zieht in die guten Viertel, die anderen in die schlechten Stadtteile. Das ist verheerend für die Stadt und die Wohnungsunternehmen: Menschen ohne Arbeit und kleinen Einkommen ziehen in Gebiete mit geringen Mieten, die sich in schwer regierbare Viertel wie die Pariser Vorstädte verwandeln. Bisher hatte der Senat verhindert, dass in Berlin „No-go-Areas“ entstehen, indem das Land den Bau von Sozialwohnungen finanzierte. Diese sind quer über die Stadt verteilt. Es gibt sie also auch in guten Lagen. Weil der Senat jedoch die Subventionen dieser Objekte rasch abbaut, steigen deren Mieten. Deshalb finden diese Wohnungen in guten Lagen teilweise gar keine Mieter mehr: Sie sind zu teuer für Hartz-IV-Empfänger oder für Berliner mit kleinen Einkommen und nicht attraktiv genug für Durchschnittsverdiener.

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