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Vorne. Mitarbeiter wie Sarah Lindenberg bringen das Amt an die Spitze. Foto: dpa

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Berlin: Gutes Amt, schlechtes Amt

Automobilclub kürte die Potsdamer Zulassungsstelle zur besten Deutschlands. Beim Test kam die Kreuzberger Behörde auf den letzten Platz – wegen der Warte- und Öffnungszeiten.

Berlin/Potsdam - Besser geworden – aber immer noch Schlusslicht. Viel besser geworden und nun an der Spitze – so unterscheiden sich die Kfz-Zulassungsstellen in Berlin und Potsdam. Der ADAC hat bundesweit 15 Ämter getestet und die Zulassungsstelle Potsdam am besten bewertet. Ganz hinten rangiert, wie bereits beim ersten Test 2002, das Amt an der Jüterboger Straße in Kreuzberg. Nicht dabei war die Dependance an der FerdinandSchultze-Straße in Alt-Hohenschönhausen.

Schon optisch fällt das Amt in Kreuzberg bei den Testern durch. Das renovierungsbedürftige Gebäude mit teilweiser schmuddeliger oder defekter Einrichtung wirke wenig einladend, lautet das Fazit. Zudem seien nicht alle Wege im Haus barrierefrei, obwohl es für einen Vorgang oft wechselnde Ansprechpartner auf verschiedenen Stockwerken gebe.

Ein Schwachpunkt bei der Arbeit waren die langen Wartezeiten; mehr als zwei Stunden seien keine Seltenheit gewesen, heißt es im Test. Der ADAC führt dies auch darauf zurück, dass für Kunden ohne vorher vereinbarten Termin lediglich 21,5 Stunden pro Woche vorgesehen seien. Besser dran sind diejenigen, die sich einen Termin besorgt haben: Für sie ist 39 Stunden in der Woche geöffnet – und das bereits von 7.30 Uhr an. Die Bearbeitungszeit lag mit vereinbarten Terminen bei durchschnittlich neun Minuten, und die Unterlagen wurden bereits am Empfangsschalter geprüft, wo der Kunde auch Informationen über den Ablauf bekam, loben die Tester hier. Als besonders nervig empfanden sie die „Schildermeile“ an der Zufahrtsstraße – mit teilweise „recht aggressiven“ Werbemaßnahmen der einzelnen Händler, die ihre Nummernschilder verkaufen wollen. Und das zu völlig unterschiedlichen Preisen: 35 Euro sollten die beiden Nummernschilder beim Test auf der „Schildermeile“ kosten. Nach kurzem Handel habe man sich auf 20 Euro einigen können. Der Kollege nebenan verlangte gar, wie die Tester werten, „ unverschämte“ 79 Euro – laut Preisliste. Doch auch hier sei der Preis Verhandlungssache gewesen. Dass sich die Behörde im Gebäude auf Plakaten für diese Missstände entschuldigt, lassen die Tester nicht gelten. Hier müsse mehr dagegen unternommen werden. Welche Behörde in der Stadt für die verschiedenen Probleme der Zulassungsstelle zuständig ist, ließ sich am Dienstag nicht klären.

So hat die Jüterboger Straße den letzten Platz behalten, ist in der Note aber wenigstens von „mangelhaft“ auf „ausreichend“ aufgerückt. Bei der Information per Internet, E-Mail oder Telefon, bei der Verkehrs-Anbindung und bei der Bearbeitung wurde aus dem früheren „ausreichend“ jetzt sogar ein „sehr gut.“

Diese Note erhielten die Potsdamer sogar als Gesamtbewertung – 2002 gehörten sie noch zu den „mangelhaften“ Ämtern. Die Tester überzeugte jetzt, dass das Amt an der Helene-Lange-Straße 39 Stunden pro Woche für Kunden mit und ohne Termin und sogar sonnabends geöffnet hat, eine Terminvereinbarung per Telefon, Mail und Internet möglich ist, die Bearbeitungszeit durchschnittlich nur neun Minuten beträgt, und es in den meisten Fällen nur einen Ansprechpartner für den gesamten Vorgang gibt, und Sachbearbeiter den Kunden das Ausfüllen der Formulare abnehmen. Allerdings gab es auch hier in einem der insgesamt acht Testdurchgänge eine Wartezeit von mehr als einer Stunde.

Knapp hinter Potsdam lagen die Zulassungsstellen in Stuttgart und Dortmund. Alle drei hätten ihr „Sehr gut“ allerdings nur ganz knapp erreicht, heißt es im Test weiter. Fast jede der zehn in diesem Jahr zum zweiten Mal getesteten Zulassungsstellen konnte zumindest eine Notenstufe nach oben klettern. Und während im Jahr 2002 ein Viertel der untersuchten Behörden mit „mangelhaft“ oder gar „sehr mangelhaft“ abschnitt und erhebliche Defizite in puncto Bürgerfreundlichkeit bescheinigt bekam, gibt es diese Negativwertungen jetzt laut Test überhaupt nicht mehr.

Nicht eingeflossen sind Ausschreitungen, die es in der Zulassungsstelle an der Jüterboger Straße gegeben hat. Im März hatte die Polizei nur mit dem Einsatz von Schusswaffen eine Schlägerei beenden können, bei der zwei Gruppen mit Schlagstöcken und Messern aufeinander losgegangen waren. Doch solche Vorfälle gehören selbst in der deutschlandweit am schlechtesten bewerteten Zulassungsstelle nicht zum Alltag.

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