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Berlin: Gutes Benehmen braucht Vorbilder

Vermüllt Berlin? – was unsere Leser sagen

Das Thema beschäftigt den, der seine Stadt liebt, sehr. Es ist unglaublich, wie nachlässig die Verschandelung und Verschmutzung Berlins von den Verantwortlichen behandelt wird. Als Bewohner einer Eigentumswohnung in Buckow engagiere ich mich seit Jahren insofern, dass ich mich mit einem Mitbewohner nach Absprache mit der GEHAG um die Graffiti-Beseitigung kümmere, die in Abständen immer mal wieder notwendig ist. Ich tue also selber etwas. Leider ist ein entsprechendes Engagement von behördlicher Seite nicht zu erkennen. Die Vermüllung und Verschandelung der Stadt wird einfach hingenommen.

Wieso macht ein angeblich allseits so beliebter Regierender Bürgermeister die (innere und äußere) Verwahrlosung in dieser Stadt nicht zu einem seiner zentralen Themen? Es braucht Vorbilder, Leute, die wirklich etwas verändern wollen, die sich kümmern. Gutes Benehmen und Achtsamkeit (auch für die Umwelt) kosten nichts, bringen aber viele Vorteile im (Berufs)Leben. Wenn die Familien das schon nicht hinkriegen, muss das Thema in den Schulen werden! Personalmanager sollten in die Schulen und überbetrieblichen Bildungseinrichtungen gehen und dort mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen an diesen Themen arbeiten. Ein Weg von vielen. Sybille Uken

Der Staat, die Stadt und die Verwaltung machen es doch vor. Eines der vielen Beispiele ist die öffentlichen Beleuchtung der Straßen und Plätze der Stadt. Eine private Firma soll für die Beleuchtung sorgen. Wenn man aber durch die Stadt fährt, sieht man, dass das nicht klappt. Am Sonntag vor einer Woche zählte ich bei der Fahrt vom Steinplatz zum Bahnhof Jungfernheide mehr als 20 defekte Leuchten. An manchen Stellen (Olbersstraße) waren gleich mehrere Leuchten nebeneinander defekt. Dadurch waren ganze Straßenseiten dunkel. (Hier vor einem Kindergarten) Auch nach Anrufen bei der Störungsstelle der zuständigen Firma Nuon passierte eine Woche lang nichts. Wo ist hier eine Aufsichtsbehörde, die auch eine Aufsicht durchführt? Warum soll sich der Bürger anders verhalten, wie seine von ihm bezahlte Verwaltung? Hans-Dieter Robel, Charlottenburg

Mein Hinweis auf den Hundedreck, auf das Unkraut auf Bürgersteigen, wurde von unseren Berliner Freunden mitleidig belächelt und als spießbürgerlich bezeichnet. Dann ist man dies auch in den fast zehn anderen Städten, in denen wir bis zur Rückkehr nach Berlin lebten und auch in anderen europäischen Metropolen. Wenn aber Hundescheiße, Dreck und Wurst- und Ramschbuden neben historischen Gebäuden zum Bild der Metropole gehören sollen, so wie auch die in der Havel hemmungslos und öffentlich kopulierenden Pärchen, dann scheint mir das eher eine sehr Berlin-eigene Sichtweise zu sein. Irgendwann ist den Berlinern der Stolz auf ihre Stadt verloren gegangen. Vielleicht liegt das aber auch an denjenigen, die nach Berlin kamen, weil man auf dieser damaligen Insel Dinge machen konnte, für die man sich an seinem Heimatort schämen würde. Christian Hill, Berlin-Rückkehrer

Ich kann nur jeden Satz dieser hervorragenden Bestandsaufnahme unterstreichen. Besonders erschreckend ist, dass selbst Senat und Bezirksämter an der „Vermüllung“ des Stadtbilds kräftig mitwirken. Sei es durch die Genehmigung von überdachten Außensitzbereichen vor Cafés und Restaurants, sei es durch die Genehmigung der Adidas-Arena zur Fußball-WM direkt vor dem Reichstagsgebäude. Matthias Gehrcke

In Deutschland im Allgemeinen, in Berlin im Besonderen wird Toleranz verwechselt mit einer Art Laissez faire, das all und jedes erlaubt, alles hinnimmt. Dabei interessiert nicht im Geringsten, den Staat schon gar nicht, ob anderen oder der Allgemeinheit Schaden, gar schwerer Schaden zugefügt wird. Jeder darf seine Bosheiten ausleben, und das nennt man dann Toleranz.

Unsere Berliner Politiker, speziell die der SPD und der PDS, scheinen die üblen Zustände nicht weiter aufzuregen. Es muss wohl erst so schlimm kommen, dass sich die bisher noch in Scharen anreisenden Berlin-Touristen grausig abwenden und einfach wegbleiben und damit einhergehend auch die Steuereinnahmen. Dann wird man in Berlin vielleicht aufwachen. Grillen im Tiergarten, welches viele Ruhe suchende Spaziergänger verscheucht, sollte untersagt werden. Ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, so etwas im Londoner Hydepark je entdeckt zu haben. Wird auf diese Verwahrlosung nicht reagiert, kann es nur noch schlimmer werden. Schlechte Beispiele verderben die Sitten. Burkhard Koettlitz

Endlich wird darüber gesprochen, geschrieben, wie es wirklich in Berlin aussieht. Sie sprechen mir aus der Seele! Ich lebe seit 1967 nicht mehr in Berlin, komme aber jedes Jahr zwei bis drei Mal in die Stadt. Ich liebe meine Heimatstadt, und ich beobachte seit Jahren, wie Berlin immer weiter herunterkommt, wie die Stadt und die Menschen immer mehr verwahrlosen. Ich habe das Gefühl, keiner sieht es oder alle haben schon resigniert! Ich bin darüber sehr traurig und jedes Jahr mehr. Ich hoffe sehr, dass die Debatte etwas bewirkt, dass etwas in die Gänge kommt. Ingeborg Wetzel

Udo Wercker[Buckow]

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