zum Hauptinhalt
Fast 900 Guts- und Herrenhäuser werden in zwei neuen Bänden porträtiert. Finden Sie selbst heraus, ob das Schloss Kossenblatt bei Beeskow (Foto) auch darunter ist.

© dpa

Guts- und Herrenhäsuer in Brandenburg: Vergessene Schätze der Mark

Fast 900 Guts- und Herrenhäuser hat ein Ehepaar in Brandenburg fotografiert und für ein zweibändiges Buch zusammengetragen. Entstanden ist eine Fundgrube für historische Ausflüge ins Berliner Umland, findet Gerd Appenzeller.

Wenn man in Brandenburg, früher einmal wegen seiner armen Böden die Streusandbüchse des Reichs genannt, über Schlösser sprach, dann waren in der Regel eher Guts- und Herrenhäuser gemeint. Sie waren zwar Mittelpunkte des dörflichen Lebens und Sitz der Landadligen, aber dieser niedere Adel konnte sich in der Regel keine Schlösser leisten, weil die Familien vom kargen eigenen Grund und Boden leben mussten.

Schlösser gab es auch, aber die gehörten dem Hochadel. Alles zusammen, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser, soweit sie den Zweiten Weltkrieg unzerstört überstanden, wurden anschließend 40 Jahre von der SED mit Inbrunst vernachlässigt. Galten diese Häuser doch als Ausdruck des verhassten Junkertums, und das wollte die DDR ja ein für alle Mal vernichten.

So gerieten viele dieser Herren- und Gutshäuser in Vergessenheit, bis die pensionierte Ärztin Ingrid Reisinger sich mit ihrem Mann auf den Weg machte und von 2008 an insgesamt 887 dieser Bauwerke, einschließlich Burgen und Burgresten, systematisch katalogisierte und fotografierte und das Ergebnis der mühsamen Recherche in zwei gut illustrierten Bänden im Stapp-Verlag, Berlin, publizierte.

Die Reisingers suchten nicht nur die Spuren der Steine, sondern auch die ihrer vormaligen und heutigen Besitzer. Nun sind die beiden Bände in neuer, überarbeiteter und ergänzter Auflage erschienen und präsentieren sich als wahre Schatztruhe der Geschichte der Mark Brandenburg. Ein sorgfältig zusammengestelltes Inhaltsverzeichnis und Kartenmaterial erleichtern die Benutzung.

Manche Häuserschicksale sind traurig, wie etwa das des Rittergutes Stolpe im Kreis Oberhavel, das, obwohl (oder weil) im Besitz des Landes Berlin, vor sich hin verrottet. Andere, wie der bekannte Sitz der Ribbecks im Havelland, machen Mut. In jedem Fall sind die Bände eine wahre Fundgrube für Wochenendausflügler mit historischem Interesse.

Ingrid Reisinger (in Begleitung von Walter Reisinger): Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser in Brandenburg. Stapp-Verlag, Berlin. Zwei Bände, 806 Seiten, 59,80 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false