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Gymnasiasten: Zöllner lässt Hochbegabte nachsitzen

Berlins Hochbegabte bekommen mehr Zeit: Auch die klügsten Schüler werden künftig in zwölf statt in elf Jahren zum Abitur geführt.

Berlins Hochbegabte bekommen mehr Zeit. Vom nächsten Schuljahr an müssen sie nicht mehr die achte Klasse überspringen, sondern machen – wie alle anderen Gymnasiasten – nach zwölf Jahren Abitur. Dies hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Freitag im Einvernehmen mit den betroffenen Schulen angekündigt.

In der gewonnenen Zeit bekommen die Schüler zusätzliche Angebote. Denkbar sei etwa, dass sie von 30 Wochenstunden nur 25 brauchen, um den regulären Unterrichtsstoff durchzunehmen, erläuterte Ralf Treptow vom Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium. Die übrigen fünf Stunden könnten wahlweise genutzt werden, um beispielsweise ein Musikinstrument zu erlernen oder sich in die Regionalgeschichte zu vertiefen. Jede Schule könne da eigene Ideen entwickeln.

Ausgangspunkt der Schulzeitverlängerung war, wie berichtet, ein Antrag von drei Schulen mit den sogenannten Schnellläuferklassen. Hier hatten Eltern und Direktoren darauf hingewiesen, dass es keinen Sinn mache, Schüler in nur elf Jahren zum Abitur zu führen. Die rund 16-jährigen Abiturienten könnten sich weder allein immatrikulieren, noch einen Mietvertrag in einer anderen Universitätsstadt unterschreiben, geschweige denn allein im Ausland studieren, lautete die Kritik. Für sechs Jahrgänge kam dieser Einwand allerdings zu spät: Aus organisatorischen Gründen sei die Schulzeitverlängerung rückwirkend nicht möglich, betonen die Direktoren und ihr Senator. Alle Schnellläufer, die seit 2004 gestartet sind, müssen also den nur elfjährigen Weg bis zum Ende durchhalten oder ihre Klassen verlassen, was inzwischen schon hunderte Schüler getan haben.

Zöllner hat die Korrektur des noch laufenden Schulversuchs „Expressabitur“ gleich noch für eine andere Veränderung genutzt: Er reduziert die Zahl der Schulen mit Hochbegabtenklassen von 13 auf sieben. Auch dies war absehbar, weil es vielen Schulen schwerfiel, genügend hochbegabte Kinder anzusprechen. Dies hatte dazu geführt, dass mitunter rund die Hälfte der Schüler nicht einmal im entferntesten an den angestrebten Intelligenzquotienten von 130 herankamen. Möglich war dies wegen weicher Aufnahmekriterien: Aufgenommen werden konnte sogar, wer nur fünf von 20 möglichen Punkten erreichte. Die Punkte setzen sich je zur Hälfte aus dem Ergebnis eines Intelligenztestes und aus den Empfehlungen der Grundschule zusammen. Künftig müssen mindestens zehn Punkte erreicht werden.

Enttäuscht zeigten sich das Dathe- und das Lessing-Gymnasium. Sie und das Dürer-Gymnasium dürfen nur eine statt zwei Hochbegabtenklassen aufmachen, weil sie in der Vergangenheit nicht genügend Bewerber mit hoher Punktzahl hatten. Gar nicht mehr bei der Hochbegabtenförderung dabei sind das Noether-, Levi-, Melanchthon-, Wegscheider-, Kollwitz- und Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Sie dürfen aber jeweils eine fünfte Klasse mit einem besonderen Profil anbieten.

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