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Berlin: Händler kämpfen um Berlins traditionelle Einkaufsstraßen Neue Ideen sollen Niedergang stoppen. Standortgemeinschaften wollen Anlieger zur Kasse bitten – um Chancengleichheit mit den Centern zu erreichen

Händler in alteingesessenen Berliner Einkaufsstraßen haben es schwer, gegen die Konkurrenz der 60 Center in der Stadt zu bestehen. Besondere Probleme hat die Branche in der Turmstraße in Moabit, am Tempelhofer Damm, in der Karl-Marx-Straße in Neukölln und in der Altstadt Köpenick.

Händler in alteingesessenen Berliner Einkaufsstraßen haben es schwer, gegen die Konkurrenz der 60 Center in der Stadt zu bestehen. Besondere Probleme hat die Branche in der Turmstraße in Moabit, am Tempelhofer Damm, in der Karl-Marx-Straße in Neukölln und in der Altstadt Köpenick. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Die Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg befindet sich im Aufschwung, wie der Kundenansturm auf Peek & Cloppenburg und Media Markt im neuen Kant-Center zeigte. Investitionen machen auch den Händlern in der Steglitzer Schloßstraße Mut. Dort könnte die geplante „Schloß-Galerie“ die ganze Straße attraktiver machen. Nun wollen der Einzelhandelsverband und die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus auch andere Einkaufsstraßen aufwerten – mit Pflichtabgaben aller Anlieger.

Neue „Standortgemeinschaften“, so der Plan der CDU, könnten sich bilden und Einnahmen für Werbung und bauliche Maßnahmen verwenden. Die Bezirksämter müssen dabei helfen, sagt der CDU-Abgeordnete Stephan Tromp. Es gibt auch andere Verbesserungsmöglichkeiten. So wurde die Wilmersdorfer Straße vom Bezirk umgestaltet, und mehrere Firmen investierten in Neubauten. Zudem einigten sich die meisten Läden auf einheitliche Öffnungszeiten.

Für bestimmte Straßen wäre eine zweckgebundene Abgabe aber „ein wichtiger Schritt“, sagt Cornelia Priess von der Arbeitsgemeinschaft City-West. Rund um den Kurfürstendamm gebe es zu viele „Trittbrettfahrer“: Filialisten und Hauseigentümer, darunter Immobilienfonds, blieben meist passiv. Die Weihnachtsbeleuchtung war immer wieder gefährdet, bis die Wall AG als Sponsor einsprang. „Ich habe vor Jahren vorgeschlagen, dass Immobilienbesitzer ein Prozent ihrer Jahresmieteinnahmen abführen“, sagt Teehändler Werner Schmitt von der Kurfürstendamm-Gesellschaft. Der Ku’damm profitiert neuerdings davon, dass Luxusgeschäfte wie Bulgari und Cartier aus der Fasanenstraße dorthin umgezogen sind.

„Spannend“ findet das CDU-Modell auch Christian Koch von der Interessengemeinschaft (IG) Westfälische Straße. Diese will 2005 das 100-jährige Jubiläum der Straße feiern. Dagegen gebe es in der Altstadt Köpenick „viele, die nichts machen“, kritisiert Ingo Pabst von der dortigen Interessengemeinschaft. Auch stimme die Branchenmischung nicht. Pabst will sich „mit Immobilienbesitzern an einen Tisch setzen“.

Für die Leipziger Straße in Mitte entstand gerade eine Gewerbegemeinschaft. Eine „Aufbruchstimmung“ sieht der Geschäftsstraßenmanager Herbert Rabe. Er ist einer von vier neuen Beratern, die der Bezirk bezahlt – auch für die Brunnen-, Müller- und Turmstraße. Geld aus einer Abgabe könne für „Straßenmöbel, Grünpflege und Sicherheit“ verwendet werden, sagt Rabe. So sieht es auch Jürgen Winkelmann von der Werbegemeinschaft Tempelhofer Damm, die eine Veranstaltung mit Experten organisiert hatte.

Andernorts überwiegt Skepsis: An den Problemen in der Potsdamer Straße in Tiergarten, wo viele Läden leer stehen, würde das neue Modell aus Sicht der IG-Vorsitzenden Svenja Rahf wenig ändern. Die Straße wird bereits von Quartiersmanagern des Senats betreut. In der Altstadt Spandau hatte die IG-Vorsitzende Ingrid Jahn erfolglos versucht, Anlieger zu Kostenbeiträgen zu bewegen. Eine Verpflichtung dazu „würde mich freuen“, so Ingrid Jahn. Nur sei sie „nicht sehr optimistisch“, dass es dazu kommt.

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