zum Hauptinhalt

Berlin: Haftbefehle stoppen Brandserie nicht

36-jähriger mutmaßlicher Autozündler sitzt in U-Haft. Vermutlich Linksautonome legten Feuer bei Händler in Friedrichsfelde

Wieder brannten in der Nacht zu Montag Autos in Berlin, wieder sollen die Taten politisch motiviert gewesen sein. Die Ermittlungsbehörden können derweil einen Erfolg vermelden: Erstmals in diesem Jahr hat ein Richter Untersuchungshaft für einen mutmaßlichen Autobrandstifter angeordnet.

Zehn Fahrzeuge brannten am Montagmorgen in einem Autohaus in Lichtenberg fast vollkommen aus. Unbekannte hatten mehrere Wagen eines Citroen-Händlers in der Straße Alt-Friedrichsfelde angezündet, das Feuer schlug auf angrenzende Fahrzeuge über. Obwohl es sich bei den Autos um Klein- und Mittelklassewagen handelt, vermutet die Polizei ein politisches Tatmotiv. Am selben Morgen brannte bei einem Gebrauchtwagenhändler in Adlershof ein uralter Opel Corsa aus. Ein Audi, der in Kreuzberg angezündet worden war, konnte von Anwohnern gelöscht werden. Hier geht die Polizei nicht von einem politischen Motiv aus. Wie sie zu dieser Einschätzung kam, wollte ein Sprecher mit Verweis auf die Ermittlungen nicht sagen.

Unterdessen sitzt ein erster Verdächtiger in Untersuchungshaft. Der 36-jährige Mann war am Sonntag rußverschmiert in ein Lokal in der Türrschmidtstraße in Lichtenberg gegangen und hatte der 32-jährigen Wirtin mitgeteilt, dass ihr Auto brenne. Als er das Lokal wieder verlassen wollte, hielten ihn die Gäste bis zum Eintreffen der herbeigerufenen Polizei fest. In der aktuellen Serie von Autobrandstiftungen ist es das erste Mal, dass ein Haftbefehl auch vollstreckt wird. Am Wochenende war für den ebenfalls verdächtigen 43-jährigen Detlef M. ein Haftbefehl mit Verschonung ausgestellt worden. Er muss nicht ins Gefängnis, sich aber regelmäßig bei der Polizei melden.

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, hatte die Taten bereits am Samstag verurteilt. Bei den Brandstiftern handele es sich nicht um politische Aktivisten, sondern einfache Straftäter. Während SPD-Sicherheitsexperte Tom Schreiber die Fahndungserfolge lobte, gab es von der Opposition Kritik. Der innenpolitische Sprecher der CDU, Robbin Juhnke, erneuerte die Forderung nach mehr Polizeibeamten und der Einrichtung einer Sonderkomission. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) fordert nun, eine Belohnung von etwa 10 000 Euro für Hinweise auszuloben, die zur Verurteilung eines Brandstifters führen.

Sorgen bereitet der Polizei auch der nach ihren Angaben hohe Anteil von Trittbrettfahrern, die sich durch die Berichterstattung zu Brandstiftungen animiert fühlen würden. In einer nicht repräsentativen Onlineumfrage des Tagesspiegels mit 1500 Teilnehmern sprachen sich 58 Prozent für eine fortlaufende Berichterstattung. Sidney Gennies

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false