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Hamburg - Berlin: Im Doppelpack erfolgreicher

Ole von Beust schlägt eine engere Zusammenarbeit zwischen Berlin und Hamburg vor. Der Bürgermeister der Hansestadt vermisst allerdings ein Leitbild für Berlin.

Sie haben vieles gemeinsam und sind nur 93 ICE-Minuten voneinander getrennt. Doch bisher haben Berlin und Hamburg ihre Nähe eher zu Eifersüchteleien und heftiger Konkurrenz genutzt, als darin eine gemeinsame Chance zu erkennen. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) möchte das ändern. Als Stadtstaaten hätten Berlin und Hamburg ebenso gemeinsame Interessen wie als Zentren fast gleich großer Metropolregionen, des Großraums Berlin mit 4,3 Millionen Menschen, der Region Hamburg mit 4,2 Millionen, sagte von Beust am Montag bei der „Stiftung Zukunft Berlin“. Er wolle deshalb lieber nicht von einer Erwartung Hamburgs an die Hauptstadt sprechen, sondern fragen: „Was können wir als deutsche Metropolen gemeinsam machen?“ Und natürlich enthielt die Frage eine deutliche Aufforderung an den Berliner Kollegen, mehr zu kooperieren.

Beust nannte als Beispiele ähnliche Interessen und Probleme in Klimaschutz, Energie, Forschung oder in der Verkehrsplanung. Die Wirkung etwa von Citymaut oder der Grünen Welle könne man durchaus gemeinsam erforschen. Wasserstofftechnik werde in beiden Städten von verschiedenen Konsortien und Instituten erforscht und finanziert. Er empfehle stattdessen gemeinsame Bewerbungen um Fördergeld: „Berlin-Hamburg oder Hamburg-Berlin wäre doch kein schlechter Doppelname, das tut doch nicht weh.“ Auch im Umgang mit den Chancen der Migration – „ich finde es misslich, immer von Migrationsproblemen zu reden“ – seien beide Städte in ähnlicher Lage, könnten ihre Erfahrungen austauschen und Konzepte entwickeln: „Wie sollten Moscheen in unseren Städten aussehen, wie sollte die Schule aussehen?“ New York habe Anfang des 20. Jahrhunderts seine Funktion als Schmelztiegel als Ressource entdeckt. Berlin könne etwas aus seiner Rolle als Ost-West-Schnittstelle machen.

Beust nannte Empfindlichkeiten gegen Berlin auf Hamburger Seite, kritisierte aber auch deutlich Berlin: Der Hauptstadt fehle ein Plan oder Leitbild für die eigene Entwicklung. Hamburg habe dies, in Berlin „vermisse ich das ein bisschen“. „Wenn man Zusammenarbeit will und ich will sie wirklich“, müssten beide Seiten wissen, was sie für sich wollten. Das Wort des Regierenden Bürgermeisters Wowereit, Berlin sei „arm, aber sexy“, fördere den Eindruck, Berlin richte sich in seiner Lage ein.

Beust verwies zugleich auf die Anfänge einer Zusammenarbeit unter mehreren seiner sozialdemokratischen Vorgänger: Klaus von Dohnanyi habe vor zwanzig Jahren auf die gemeinsamen Interessen der beiden Städte verwiesen, Ortwin Runde und sein Berliner Kollegen Eberhard Diepgen hätten 2001 schon einen gemeinsamen Anlauf unternommen und gemeinsame Senatssitzungen abgehalten. Mehr als eine Kooperation im Tourismus habe man bisher aber nicht erreicht.

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