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Berlin: Hammer und Nagel

Ein neues Atelier für Günther Uecker

Er hätte wahrscheinlich jede Wohnung in Berlin haben können. Aber nein, er hat sich diese ausgesucht: eine ehemalige Tischlerei, drei Zimmer, Erdgeschoss, mit großen Fenstern zur Straße. Und das Ganze auch noch unrenoviert. Günther Ueckers neues Atelier in Berlin ist alles andere als repräsentativ. Aber es hat Charme. Es liegt nämlich in der um 1926 vom deutschjüdischen Architekten Rudolf Fränkel erbauten Gartenstadt Atlantic in Wedding, die Schritt für Schritt aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Als der hauptsächlich durch seine Nagel-Arbeiten bekannte Künstler und Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie die Räume zum ersten Mal sah, erzählt er bei der Eröffnung, war er sofort begeistert. Obwohl, so Uecker, damals hier noch alles viel grauer aussah. Außerdem ist die Miete, weil die Räume im noch nicht sanierten Teil der Siedlung liegen, noch sagenhaft niedrig, eigentlich nur symbolisch. Denn mit Künstlern möchte sich die Gartenstadt in Zukunft häufiger schmücken.

Inzwischen sind Teile der Siedlung in ochsenblutroten oder gelben Anstrich wiedererstanden. Herz des Projekts ist das Lichtburgforum an Stelle des alten, 1970 abgerissenen Lichtburg-Kinos. Auch die Zeitschrift „Aufbau“ hat ihr Büro in der Gartenstadt. Und ab heute gibt es auch einen Kunst-Preis der Lichtburg-Stiftung. Mit ihm zeichnete Juror Günther Uecker einen seiner Meisterschüler aus: Petr Zubek , 1967 in Prag geboren, ist Videokünstler und inzwischen Lehrer an der Medienhochschule Köln. Drei seiner Arbeiten sind im Lichtburgforum zu sehen.

Zur Ateliereröffnung sprach auch Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker , und erinnerte an die Welten, die einst zwischen Berlins Guter Stube im Westen und den Arbeitervorstädten in Wedding lagen. Uecker möchte in Berlin übrigens die große Retrospektive vorbereiten, die 2005 stattfinden soll. Wenn die Nachbarn es also aus der ehemaligen Tischlerei hämmern hören, wissen sie, wer da am Werk ist. til

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