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Berlin: Handyfonie für Anfänger: Wenn der Draht zum Handy fehlt

So hatte sich das die ältere Frau wirklich nicht vorgestellt: Da besitzt sie nun ein neues Handy, aber kann es nicht benutzen. Seit ein paar Wochen liegt nun schon der Apparat bei der Kreuzbergerin im Schrank.

So hatte sich das die ältere Frau wirklich nicht vorgestellt: Da besitzt sie nun ein neues Handy, aber kann es nicht benutzen. Seit ein paar Wochen liegt nun schon der Apparat bei der Kreuzbergerin im Schrank. "Ich kapiere einfach nicht die Anleitung", ärgert sich Renate Kulz. Ähnlich ergeht es auch Helga und Peter Stenschke aus Köpenick. Auch sie sind stolze Besitzer eines mobilen Telefons, doch bislang konnten sie nicht allzuviel mit der modernen Technik anfangen. "Es ist sehr schwer, die Bedienung zu verstehen", gibt die 59-Jährige zu. Natürlich kann sie es einschalten, Anrufe empfangen und wenn nötig, selbst eine Nummer wählen. Aber sie möchte mehr. Schließlich verfügt der Apparat, den sie vor kurzem geschenkt bekam, über viele Funktionen.

Im Handy-Laden fehlt die Zeit

Thomas Lüppertz, Filialleiter eines Berliner BlueTel-Shops, kennt diese Probleme zur Genüge. Häufig wurde er im Laden damit konfrontiert. "Doch im alltäglichen Geschäftstreiben fehlt die Zeit, solche Fragen intensiv mit den Kunden zu klären", sagt der junge Mann. So entstand die Idee, eine Handyschule zu eröffnen. Drei Kurse hat es bislang gegeben. Lüppertz, der die rund einstündige Veranstaltung leitet, zeigte sich anfangs erstaunt über die bunt gemischte Teilnehmerschaft. So sitzt der 15-Jährige neben der 70-Jährigen, um die Welt der Handys zu verstehen. Auch Schüler, Büroangestellte, Manager, Rentner und Gewerbetreibende gehören dazu. Selbst Prominente hätten schon angefragt, berichtet die Marketingleiterin Viola Bittner.

Dass die Jüngeren den Lehrstoff oft schneller begreifen, stört Lüppertz nicht. Er geht zu jedem, der etwas nicht versteht und erklärt immer wieder geduldig. Man lernt bei ihm zuerst das Einrichten des Handy- Telefonbuches, das mit dem Eingeben von Namen und Nummern verbunden ist. Und so sitzen die Wissbegierigen in dem kleinen Raum an der Friedrichstraße 172, in der einen Hand ihr Telefon, in der anderen einen Stift. Während Helga Stenschke sich Notizen macht, ist ihr Mann gerade dabei, eine SMS-Mitteilung per Tastatur zu verfassen. Nur das Absenden klappt nicht. Wie denn auch - noch hat Lüppertz nicht erläutert, wie man sich bei der Mobilfunk-Zentrale anmeldet, von der aus die SMS verteilt werden. Statt dessen muss er immer wieder Zwischenfragen beantworten. Wie viel Platz man für so eine Mitteilung hat, was es kostet, ob man auf diese Weise auch faxen kann und wie sich aus der Groß- wieder die Kleinschreibung einstellen lässt.

Nach ungefähr 80 Minuten muss Lüppertz den Kurs beenden. Denn in einer halben Stunden kommen die nächsten Handyschüler. Peter Stenschke ist zufrieden. Soeben hat er an seine Tochter die erste SMS verschickt. "Die wird staunen", freut er sich. Renate Kulz ist sich sicher, dass sie nochmal hierher kommt. "Beim zweiten Mal begreife ich es vielleicht noch besser", ist sie überzeugt.

Steffi Bey

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