zum Hauptinhalt

Harte Beats in SPD: Star-DJ wettert gegen Kurt Beck

Paul van Dyk kritisiert Planlosigkeit des Parteichefs in einem Blatt des Brandenburger Landesverbandes

Potsdam - Aus der vom früheren Bundesparteichef Matthias Platzeck geführten Brandenburger SPD wird zum Angriff gegen seinen Nachfolger Kurt Beck geblasen. „Es sitzt jemand am Parteisteuer, der nicht weiß, wohin er lenken soll, und der im Zweifelsfall laut fluchend den Falschfahrern von der Linkspartei hinterjagt“, heißt es im Aufmacher der jüngsten Ausgabe der Brandenburger SPD-Zeitschrift „Perspektive 21“, die von Platzecks Generalsekretär Klaus Ness verantwortet wird. Und: „Die Sozialdemokratie ist kurz davor, sich selbst ins Abseits zu manövrieren.“ Das Blatt mit einer Auflage von 3500 versteht sich als ein Forum des sozialdemokratischen Diskurses nicht nur für Funktionäre.

Autor des prominent plazierten Beitrages ist Paul van Dyk, Star-DJ, Musikproduzent, Berliner und gebürtiger Brandenburger. „Mein ganzes Leben habe ich nur SPD gewählt und die Partei als Künstler immer wieder unterstützt – ich bin wirklich von ganzem Herzen Sozialdemokrat“, schreibt der bekennende Fan Gerhard Schröders und seiner Reformen. Becks Politik stehe dagegen „für den blinden Marsch in die Vergangenheit“. Er habe „keine Vision für eine zukunftsorientierte, reformfreudige Sozialdemokratie.“ Mit Blick auf die Bundestagswahl 2009 kommt van Dyk sogar zum Schluss, dass eine Niederlage das Beste für die SPD wäre. Zitat: „Eigentlich muss man sich einen möglichst eindeutigen Sieg der CDU/FDP wünschen, damit die SPD endlich aufwacht. Je größer die Schlappe, desto heilsamer vielleicht der Schock. Das wird eventuell die Chance für einen umfassenden Klärungsprozess und einen Neuanfang bieten.“ Dann könne die SPD wieder zum „Reformmotor werden, den das Land so dringend braucht“. Sonst, so van Dyk, „macht die SPD sich selbst überflüssig“.

Der Artikel, in dem van Dyk mit dem Segen von Platzeck-Vertrauten wie Ness und Chefredakteur Thomas Kralinski (auch Geschäftsführer der Landtagsfraktion) dem Bundeschef Unfähigkeit und Konzeptionslosigkeit vorwerfen darf, ist ein Nachdruck. Er erschien im April 2008 im Springer-Blatt „Welt am Sonntag“.

Seine Analyse spricht jedoch vielen in Brandenburgs SPD aus der Seele. Hier gibt es kaum einen, der angesichts des SPD-Sinkflugs unter Beck nicht Außenminister Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidaten favorisierte. Der eng mit Platzeck befreundete Steinmeier, der im Wahlkreis Brandenburg/Havel erstmals für den Bundestag kandidiert, soll Spitzenkandidat der Landespartei werden.

SPD-Generalsekretär Ness distanziert sich inzwischen von dem Beitrag: „Die Veröffentlichung war vielleicht ein Fehler.“ Es „ist nicht die Position der Brandenburger SPD“. Aber die „Perspektive 21“ sei für kontroverse Positionen bekannt. Van Dyk sei ein Unterstützer der SPD. Man müsse sich mit seiner Haltung auseinandersetzen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false