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Auf, zu, auf, zu - über die Zukunft des Flughafens Tegel wird viel spekuliert.

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Update

Hartmut Mehdorn dementiert "Premiumstandort Tegel": Tegel soll nun doch geschlossen werden

Alles nur Mutmaßungen? Tegel soll nun doch kein "Premiumstandort" werden und damit unbefristet länger offen bleiben, sagt Hartmut Mehdorn. Er dementiert damit die Medienberichte vom Vortag. Allerdings tut er das auf eine Weise, die Rätsel aufgibt.

Alles zurück auf Anfang für Tegel: Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat am Freitag Berichte zurückgewiesen, dass der Standort Tegel bis 2019 zum „Premiumstandort" weiterentwickelt und unbefristet betrieben werden soll. „Diese Behauptung ist falsch. Der Weiterbetrieb von Tegel als sogenanntem "Premiumstandort" ist nicht geplant“ – mit diesen Worten wird Mehdorn in einer Pressemitteilung der Flughafengesellschaft zitiert.

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte aus einem internen Strategiepapier des Flughafenmanagements vom Mai zitiert. Der neue Flughafen in Schönefeld soll demnach vor allem den Verkehr von Billigfliegern und Linienmaschinen abwickeln, während die Terminals A und B in Tegel bis 2019 zum „Premiumstandort“ für Geschäftsflieger und VIPs entwickelt werden sollen.

Noch am Donnerstag nach Bekanntwerden der angeblichen Pläne hatte sich die Flughafengesellschaft nicht direkt dazu geäußert und nur darauf verwiesen, dass Mehdorn dem Aufsichtsrat im September einen Fahrplan für die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER vorlegen will. Das Echo aber war groß und einhellig: Mehdorn provoziert mit neuen Plänen.

Am Freitag meldete sich Mehdorn selbst zu Wort. „Ein solches Papier, wie die Zeit behauptet, ist mir nicht bekannt“, sagt der Chef der Flughafengesellschaft. Der Bericht entspreche „im Wesentlichen nicht den Tatsachen“, sondern seien lediglich Mutmaßungen.

Bemerkenswert daran ist Mehdorns Wortwahl. Wenn der Bericht „im Wesentlichen nicht den Tatsachen“ entsprech soll, lässt Mehdorn offen, in welchen Teilen der Bericht doch den Tatsachen entspricht. Denn nach dem zitierten Strategiepapier ist ein Teilumzug samt Inbetriebnahme etwa des Nord-Piers erst 2015 möglich und nicht, wie zuletzt von Mehdorn angedeutet, vielleicht schon in diesem Spätherbst 2013 oder im Frühjahr 2014.

Auch insgesamt erinnert das Strategiepapier noch einmal an die grundsätzlichen Probleme am BER. Es soll demnach noch immer Probleme mit den Kabeltrassen geben und allein im Nord-Pier mehr als 1500 Mängel an der Brandschutzanlage. Auch sonst könne der BER deshalb nach neuesten Brandschutzplänen nicht vor Oktober 2015 vollständig in Betrieb gehen, weil die Aufarbeitung so lange dauert.

War die Nachricht vom Premium-Standort in Tegel ein Testballon? Oder Folge der internen Rivalitäten zwischen dem Tempomacher Mehdorn, dem es nicht schnell genug gehen, dem intern auch Aktionismus vorgehalten wird, und dem bedachten Technik-Chef Horst Amann, der vorher genau untersuchen lassen will, was überhaupt gemacht werden muss auf der Pannen-Baustelle, bevor die Arbeiten wieder richtig Fahrt aufnehmen?

Grundsätzlich steht weiter Mehdorns Vorschlag im Raum, Tegel bis 2017 offenzuhalten – und zwar unabhängig von der möglichen Komplett-Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld 2015 und wegen der nötigen Sanierung der Nordbahn dort. Allein dagegen gibt es genügend Widerstände beim Berliner Senat und der Landesregierung in Brandenburg. Laut Planfeststellungsbeschluss muss Tegel ein halbes Jahr nach Eröffnung des neuen Flughafens jedoch schließen. Der Aufwand, eine Änderung durchzusetzen, ist enorm. Und nach 2017 wäre gesetzlich für Tegel wegen des Lärm ein eigenes Planfeststellungsverfahren Pflicht.

Immerhin am Mittwoch der kommenden Woche weiht Mehdorn am BER das neue Cargo Center ein, von dem fortan vor allem die Beiladefracht abgefertigt wird.

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