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Berlin: Haste mal ’ne Zweitstimme?

Die FDP wirbt fürs Splitting und schadet damit Monika Grütters von der CDU.

Von Sabine Beikler

Die massive Zweitstimmenkampagne der FDP könnte in Berlin auch der CDU-Spitzenkandidatin Monika Grütters gefährlich werden. Die Liberalen rufen in Charlottenburg-Wilmersdorf zum Stimmensplitting auf: Erststimme für Klaus-Dieter Gröhler (CDU) und Zweitstimme für die FDP. Sollte Gröhler das Direktmandat gewinnen, ist Grütters ihr Listenplatz eins für den Bundestag nicht mehr sicher. Das hat mit der Wahlarithmetik zu tun.

Die Union hat in Berlin gute Chancen auf fünf Direktmandate in Steglitz-Zehlendorf, Tempelhof-Schöneberg, Reinickendorf, Spandau und Neukölln. Sollte sie mehr Direktmandate erhalten, dann könnte unter Umständen die Liste nicht mehr ziehen, um ins Parlament einzuziehen. Grütters tritt als Direktkandidatin chancenlos in der Linken-Hochburg Marzahn-Hellersdorf an.

Deshalb wird intern in der CDU bei dieser Zweitstimmenkampagne, mit der die FDP auf 60 000 Postkarten wirbt, von einem „völligen Unding“ gesprochen. Dass sich der CDU-Kandidat Gröhler, der ausschließlich um das Direktmandat kämpft, mit der FDP auf einen Deal eingelassen haben könnte, weist der CDU-Landesvorsitzende Frank Henkel zurück. „Der Eindruck, es gebe eine Absprache mit CDU-Direktkandidaten, ist falsch“, sagte Henkel dem Tagesspiegel. „Auch wenn die FDP unter großem Druck steht, muss sie ihre Stimmen aus eigener Kraft zusammenbringen. Wer Angela Merkel will, muss CDU wählen, und zwar mit beiden Stimmen. Wir kämpfen für eine starke Union – deshalb sollte es bei den Zweitstimmen keine Experimente geben.“

Klaus-Dieter Gröhler betonte ebenfalls, es gebe keine Absprachen: „Ich kämpfe um jede Stimme.“ Das bestätigte auch Christoph Meyer, Bezirksvorsitzender der Charlottenburg-Wilmersdorfer FDP. Monika Grütters müsse sich ob eines zu erwartenden guten CDU-Ergebnisses doch keine Sorgen machen, nicht wieder in den Bundestag zu ziehen. Die CDU-Spitzenkandidatin wollte sich dazu nicht äußern. Sabine Beikler

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