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Unvergessen. In Berlin erinnert unter anderem ein Gedenkstein an die am 7. Februar 2005 ermordete Hatun Sürücü.

© dpa

Hatun Sürücü: Sürücü-Mörder arbeitete als Wachmann für Botschaft

Vor zehn Jahren töteten Ayhan Sürücü seine Schwester in Berlin wegen ihres Lebensstils. Nun wurde bekannt, dass er vorübergehend als Wachmann für die Deutsche Botschaft in Istanbul arbeitete.

Der verurteilte Mörder der 23-jährigen Hatun Sürücü hat nach seiner Haftentlassung für die deutsche Botschaft in der Türkei gearbeitet. Ayhan Sürücü, der wegen Mordes an der jungen Frau verurteilte Bruder des Opfers, tat nach seiner Haftentlassung einige Tage Dienst als Wächter in der Sommerresidenz des deutschen Botschafters in Istanbul. Die Residenz im Istanbuler Stadtteil Tarabya liegt am Bosporus und wird unter anderem für Empfänge bei Staatsbesuchen genutzt.

Wie am Mittwoch aus dem Auswärtigen Amt verlautete, arbeitete der heute 28-jährige Sürücü am 13. April diesen Jahres und kurz darauf noch einmal in der Residenz in Tarabya. Laut „Bild“ handelte es sich um insgesamt fünf Tage. Im Ministerium hieß es dazu, im Vertrag des Istanbuler Generalkonsulats mit der zuständigen türkischen Sicherheitsfirma sei festgelegt, dass eingesetztes Personal unter anderem durch die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses überprüft werden müsse. Neu eingestelltes Personal müsse zudem beim Konsulat angezeigt werden. Ayhan Sürücü sei jedoch von der Firma als Vertretung für einen ausgefallenen Kollegen in Tarabya eingesetzt worden, ohne dass die deutsche Vertretung das gewusst habe, verlautete aus dem Auswärtigen Amt. Das Konsulat forderte von der Sicherheitsfirma, Sürücü aus Tarabya abzuziehen. Auch sei das Unternehmen verwarnt worden.

Ayhan Sürücü hatte als 18-Jähriger 7. Februar 2005 seine damals 23-jährige Schwester wegen ihres westlichen Lebensstils in Berlin-Tempelhof auf offener Straße mit drei Kopfschüssen getötet. Nach seiner Verurteilung in Berlin verbüßte er eine neunjährige Haftstrafe und wurde im Sommer 2014 in die Türkei ausgewiesen. Inzwischen betreibt er laut Presseberichten einen Imbissstand in Istanbul.

An dem Mord an Hatun Sürücü waren vermutlich auch zwei seiner Brüder beteiligt, was ihnen aber zunächst nicht nachgewiesen werden konnte. Sie sollen jetzt in der Türkei wegen Mordes angeklagt werden. Bei einer Verurteilung müssten sie mit Haft bis zu lebenslänglich rechnen. In den vergangenen Jahren hatte der türkische Staat sein Vorgehen gegen so genannte Ehrenverbrechen verschärft. Im Zuge der EU-Reformen schaffte die Türkei unter anderem traditionelle Strafnachlässe für Ehrenverbrechen ab.

Der sogenannte Ehrenmord an Sürücü löste bundesweit Entsetzen aus und führte zu einer politischen Debatte über Integration und einen besseren Schutz für Frauen. Mutlu und Alpaslan Sürücü waren von der Berliner Justiz aus Mangeln an Beweisen freigesprochen worden. Als der Bundesgerichtshof die Freisprüche aufhob, hatten sich die Brüder bereits in die Türkei abgesetzt.

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