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Berlin: Haupt-Zentral-Bahnhof Mitte

Von Klaus Kurpjuweit Der Bau des Lehrter Bahnhofs ist im Zeitplan, doch wenn Europas größter Turmbahnhof 2006 eröffnet wird, wird es den Lehrter Bahnhof so nicht mehr geben. Bahnchef Hartmut Mehdorn und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) wollen den Bahnhof jetzt so nennen, wie er es verdient: Hauptbahnhof oder Zentralbahnhof oder wenigstens Berlin-Mitte.

Von Klaus Kurpjuweit

Der Bau des Lehrter Bahnhofs ist im Zeitplan, doch wenn Europas größter Turmbahnhof 2006 eröffnet wird, wird es den Lehrter Bahnhof so nicht mehr geben. Bahnchef Hartmut Mehdorn und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) wollen den Bahnhof jetzt so nennen, wie er es verdient: Hauptbahnhof oder Zentralbahnhof oder wenigstens Berlin-Mitte. Lehrter Bahnhof hieß die nach Kriegszerstörungen in den 50er Jahren abgerissene Station, weil die von ihr ausgehenden Gleise nach Lehrte bei Hannover führten. Sie war 1871 eröffnet worden.

Zu Beginn der Arbeiten am Neubau 1995 wollten die Verantwortlichen die Bezeichnung Hauptbahnhof oder Zentralbahnhof unbedingt vermeiden, weil es im Vorfeld einen heftigen Streit um das Bahnkonzept der Zukunft gegeben hatte. Dabei sollte kein zentraler Bahnhof entstehen. Der Neubau am alten Lehrter Bahnhof wird nach dem so genannten Pilzkonzept ergänzt durch Neubauten in Spandau, Gesundbrunnen und an der Papestraße. Auch der neue Bahnhof an der Papestraße, benannt nach einem General, wo die Arbeiten vor kurzem begonnen haben, soll nach Strieders Angaben einen anderen n erhalten, der Fahrgästen außerhalb Berlins als Orientierungshilfe dienen kann.

Im Gespräch war bereits „Südkreuz“, weil die Nord-Süd-Gleise dort von der Ringbahn gekreuzt werden. Allerdings ist eine solche Bezeichnung „vorbelastet“, denn die Nazis wollten bei ihren gigantischen Umbauplänen für die Reichshauptstadt in den 30er Jahren hier einen riesigen „Südbahnhof“ bauen. An der Auswahl der Namen sollen sich auch die Berliner mit Vorschlägen beteiligen können, sagten Mehdorn und Strieder gestern.

Keine Wahl haben die Planer, wenn sie den Haupt-/Zentralbahnhof Berlins zur Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 eröffnen wollen, wie es Mehdorn vorgegeben hat. Die Terminkette ist straff gespannt, und deshalb müssen im Juni und Juli die Gleise der Fern- und der S-Bahn von ihrer alten Trasse auf die neue, südlichere „verschwenkt“ werden. Dies führt, wie berichtet, drei Wochen lang zu erheblichen Einschränkungen im Zugverkehr (siehe Kasten). Am 4. Juli soll zum ersten Mal eine S-Bahn an ihrem neuen Bahnsteig halten. Die Fernbahnen werden nach dem Verschwenken zunächst weiter ohne Halt durch die neue Halle fahren.

Um zum Wunschtermin fertig werden zu können, hat Bahnchef Mehdorn „dem Bahnhof Europas“ ein kürzeres Dach verpasst. Statt 451 Meter wird es nur noch 321 Meter lang. Kosten spart die Bahn nach Informationen des Tagesspiegels dadurch kaum, denn die erforderliche Umplanung war auch teuer. Zudem sind alle Einzelteile des Daches bereits produziert worden. Doch Mehdorn will später auch Unterhaltungskosten sparen. Während der größte – und teuerste – Bahnhofsneubau Europas, der rund eine Milliarde Mark verschlingen wird, vom Architekten Meinhard von Gerkan als Gesamtkunstwerk verstanden wird, ist er für Mehdorn nämlich einfach nur ein Bahnhof. Auch nach Ansicht des Stadtentwicklungssenators muss der Bahnhof am Kanzleramt kein „architektonisches Monument“ werden.

Die Konstruktion mit 23 Trägern des verkürzten Daches steht, auch die meisten der 8500 Glasscheiben sollen bis zur Aufnahme der ersten Zugfahrten eingesetzt sein. 780 davon produzieren übrigens Solarstrom, was wiederum Kosten spart. Der Neubau führt jetzt zum Ende des alten S-Bahnhofs von 1882. Er wird im Sommer abgerissen.

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