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Runde Sache. Obstbauern würden vermutlich einen Apfel als Imbiss empfehlen. Foto: dapd

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Berlin: Hauptsache süß oder deftig

Krokodil am Spieß, Teigtaschen mit Zwiebeln: Die Grüne Woche zeigt die Imbisskultur anderer Länder Am heutigen Sonntag geht die Ausstellung in den Messehallen unter dem Funkturm zu Ende

Berlin - Ohne Currywurst fehlte was in Berlin. Sogar ein eigenes Museum gibt es mittlerweile. Doch auch in anderen Gegenden dieser Welt werden Zwischenmahlzeiten beinahe so sehr verehrt, wie die Kreation der Berlinerin Imbissbudenbesitzerin Herta Heuwer. Das zeigt ein Bummel über die Grüne Woche. Die Currywurst Norwegens heißt Pølse i lompe. Mit einem Streifen süßem Senf verziert wird die Wurst in einen kleinen Pfannkuchen eingewickelt – eine Kombination aus süß und deftig. „Die Norweger essen Pølse andauernd, beispielsweise nach der Arbeit oder nachts nach dem Feiern“, sagt Britta Tomczak vom Stand Norwegens in Halle 8.2. Zusammen mit der Wurst kauften die Norweger meist eine Flasche Solo, eine Limonade, die vom Geschmack irgendwo zwischen Fanta und Orangina liegt. Eigentlich sei die Wurst aus Schweinefleisch, aber weil es auf der Grünen Woche etwas exklusiver sein soll, wird Elchfleisch verwendet, sagt Tomczak.

Italiener bekämpfen ihren kleinen Hunger einfach aber edel, sagt Guido Rovo. In L’Aquila in den Abruzzen greife man zu Schinken, Wildschweinsalami und Pecorino-Käse, dazu gebe es eine Scheibe Brot. Auf der Messe können die Besucher hauchdünne Scheiben kosten. Billig ist der Snack nicht: 25 Euro kostet ein Kilo vom hausgemachten Schweineschinken in Halle 17. Auch die Gerichte am Stand von Immaculata Mukamugema klingen wie Tipps aus dem Reiseführer für besser betuchte Touristen: Die Frau aus Ruanda, deren Land sich in diesem Jahr erstmals auf der Messe präsentiert, verkauft zarte Straußensteaks, Krokodilspieße und anderes afrikanisches Wild. In ihrer alten Heimat sei das ein typischer Imbiss. „Wenn die Männer nach der Arbeit nach Hause gehen, gehen sie noch schnell in ein Lokal und essen ein paar Spieße oder Mandazi-Teigbällchen“, sagt die 58-Jährige, die 1986 aus Ruanda nach Deutschland flüchtete.

Süßes muss mögen, wer die Snacks am Stand von Aserbaidschan in Halle 7.2c probiert. Mutaki und Sakarbura heißt das Teiggebäck, das mit viel Haselnüssen und noch viel mehr Zucker zubereitet wird. Bekannt vorkommen dürfte vielen Berlinern das noch süßere Blätterteiggebäck Pahlava: In den türkischen Bäckereien ist die Leckerei als Baklava im Angebot. Derart allgegenwärtig wie Currywurst oder Döner in Berlin seien die Häppchen nicht, sagt Sara Abdullayeva, die vor einigen Jahren von Aserbaidschan nach Neukölln gezogen ist. Vielmehr esse man das Gebäck zu besonderen Anlässen und trinke dazu eine Tasse Tee oder Kaffee. Alltäglicher wird es dann wieder nebenan in Halle 7.2a. Dort präsentiert sich Marokko. Inmitten der im Quadrat angeordneten Stände kochen Torya und Hafida Couscous. Erst zerreiben sie den Grieß von Mais, Roggen und Hirse mit den Händen, dann garen sie ihn. Vormittags gibt es dazu Zimt und Zucker, nachmittags Gemüse und Fleisch. „Das gibt es bei uns überall, in Restaurants, am Straßenrand, das ist die Grundlage unserer Küche“, sagen sie.

In der riesigen Halle 2.2, in der sich Russland präsentiert, kann der Besucher Piroschki probieren. Die mit Kartoffeln und Zwiebeln oder mit Fleisch gefüllten Teigtaschen gebe es in Russland an jeder Ecke, sagt eine Frau. Kalorienarm sind sie nicht gerade, aber dafür schmecken sie umso besser. Aber das kennen die Berliner ja auch von ihrer geliebten Currywurst. Christoph Spangenberg

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