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Am Ostkreuz hatte sich am Donnerstag eine Befestigungsschiene für den zur Reinigung der Scheiben angebrachten Arbeitskorb gelockert. Der löste sich und fiel auf einen Stahlbalken, der daraufhin abstürzte und in den Eingangsbereich des Zugangs am Markgrafendamm krachte.

© dpa

Hauptstadt der Baumängel: Bröckelnde Bahnhöfe

Herabfallender Beton, stürzende Stahlbalken, Rohrbrüche – Berlins S- und U-Bahnstationen scheinen nicht mehr sicher. Doch Experten sagen, die Häufung der Vorfälle sei purer Zufall.

Erst fiel im Dezember am Bahnhof Friedrichstraße ein Betonbrocken von der Decke, dann löste sich am Donnerstag ein Stahlbalken an der neuen Ringbahnhalle am Ostkreuz und stürzte auf den Zugangsbereich. Ebenfalls am Donnerstag löste sich im S- und Regionalbahnhof Lichterfelde Ost Putz von der Decke und fiel auf den Boden des Fußgängertunnels. Und der U-Bahnhof Nollendorfplatz wurde kürzlich nach einem Rohrbruch überschwemmt, so dass der Zugverkehr gleich auf drei Linien unterbrochen werden musste.

Innerhalb kurzer Zeit eine Häufung solcher Ereignisse? Purer Zufall, sagen Experten. Kein Fall sei mit dem anderen vergleichbar, auch wenn die Ursachen noch nicht ermittelt seien, sagte ein Bahnsprecher.

Am Ostkreuz hatte der Sturm in der Nacht zu Donnerstag nach Angaben des Sprechers wohl eine nicht exakt angebrachte Befestigungsschiene für den zur Reinigung der Scheiben angebrachten Arbeitskorb gelockert. Der löste sich und fiel auf einen Stahlbalken, der daraufhin abstürzte und in den Eingangsbereich des Zugangs am Markgrafendamm krachte. Passanten hielten sich dort zum Glück nicht auf.

Am Montag sollen die beschädigten Teile am Ostkreuz per Ultraschall untersucht werden, kündigte der Sprecher am Sonnabend an. Vom Ergebnis sei dann das weitere Verfahren abhängig; eventuell muss die ganze Ringbahnhalle überprüft werden. Das 132 Meter lange, 15 Meter hohe und bis zu 50 Meter breite Gebäude war erst im vergangenen April eröffnet worden. 3050 Quadratmeter Scheiben wurden in den Glas-Stahl-Bau eingesetzt, die mit Hilfe des Arbeitskorbes gereinigt werden. Schon 2007 hatte ein Sturm am damals nagelneuen Hauptbahnhof einen Stahlbalken abstürzen lassen.

Im Bahnhof Lichterfelde Ost kam das Abfallen des Putzes nicht ganz so überraschend wie der Absturz am Ostkreuz. Es sei bekannt gewesen, dass es im Bereich der Decke Feuchtigkeitsschäden gebe, sagte der Sprecher. Der Bahnhof sei deshalb regelmäßig kontrolliert worden. Es war auch ein Mitarbeiter der Bahn, der am Donnerstagfrüh den Schaden entdeckt hatte. Durch Feuchtigkeit, die auch bei Temperaturschwankungen entstehen könne, seien Teile der Stahlmatten, auf denen der Putz angebracht ist, wahrscheinlich gerostet, so dass der Putz keinen Halt mehr hatte, sagte der Sprecher. In der kommenden Woche werde der Putz „in den kritischen Bereichen“ abgeschlagen. Diese Arbeiten sollen am Freitag abgeschlossen sein.

Die Bahnhöfe würden nach vorgegebenen Inspektionsfristen regelmäßig geprüft, sagte der Sprecher. In Lichterfelde Ost ziehe man das Begutachten des gesamten Ensembles jetzt aber vor.

Im Bahnhof Friedrichstraße war die mögliche Gefahrenstelle allerdings auch bei Kontrollen nicht zu entdecken; der bei der Sanierung des Gebäudes in den neunziger Jahren unzulässig angebrachte Beton war hinter einer Rigips-Zwischendecke versteckt. Bei der jetzt erforderlichen Deckensanierung werde man nun Luken einbauen, kündigte die Bahn an.

Die BVG ist bereits dazu übergegangen, die Decken und Wände ihrer U-Bahnhöfe nicht mehr mit Platten zu verkleiden, um Schäden schneller sehen zu können.

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